Dresdner Morgenpost, 07.02.2004
Schwarzer Kaffee, SPD-Druck & ganz viel Romantik
Lockes Landtag, Kolummne von Stephan Locke
War das eine Woche! Regionale und überregionale Presse überschlugen sich. Unmengen von Kamerateams reisten nach Dresden. Hielten noch mehr Mikrofone in Gesichter. Spendenskandal bei der CDU! In Sachsen!! Endlich sind wir wieder wer!! Das ganze Buhei aber brachte die CDU nicht aus der Ruhe. Geschweige denn die SPD.
Deren Chef-Aufklärer
Karl Nolle versuchte es gestern im Landtag trotzdem: „Wenn ich Dir jetzt einen Kaffee mitbringe", grub Nolle CDU-Generalsekretär Hermann Winkler an, „kriege ich dann 'ne Spendenquittung?" - „Klar", nahm Winkler dankend an. „Aber der Kaffee muss schwarz sein, sonst fehlt der CDU-Bezug."
Typisch! Nicht einmal mehr Nolle kann die Union aufs Kreuz legen. Und auch sonst stehen Sachsens Sozis immer öfter doof da. Wie am Dienstag. Da durfte die SPD-Landtagsabgeordnete Gisela Schwarz neben Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) Platz nehmen. Wackeldackelnd lauschte Schwarz, wie Schmidt Worthülsen am Band auffädelte. In der Nacht muss Schwarz jedoch die Erleuchtung gekommen sein. Die Überlegungen von Schmidt seien „widersprüchlich, missverständlich" und hätten „noch nicht einmal das Entwurfsstadium erreicht", ließ sie am Tag darauf per Rundschreiben mitteilen.
Wir sind gespannt, ob die Erleuchtung auch Sachsens SPD Chefin Constanze Krehl (Berliner Parteispott: Kommt sie persönlich oder schickt sie ein Video?) erreicht. „Ich glaube nicht, dass dies unter großem Druck geschah", analysierte Krehl den Rücktritt des Kanzlers vom SPD-Parteivorsitz. Nö, Schröder hatte einfach nur mal Lust. Immer vorzutreten ist ja auch langweilig.
Ein Glück, dass wenigstens in Sachsens Staatsregierung Harmonie herrscht. Am Wochenende gehen Milbradt und seine Minister deshalb im „Romantik-Hotel" zu Kirschau in Klausur. Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden - sagt sich auch Lockes Landtag und macht erst mal zwei Wochen Urlaub.