DNN/LVZ, Seite 4, 20.02.2004
Teurer Dienstwagen: Heftige Kritik an Chef der Landesbank
Dresden. Die "Sachsen LB" ist die jüngste und einzige ostdeutsche Landesbank in Deutschland überhaupt. Jetzt aber droht ihr Ungemach. Im Mittelpunkt kritischer Nachfragen steht der Vorstandsvorsitzende Michael Weiß und sein Dienstwagengebrauch: ein Mercedes 600 mit Überlänge, Neuwert rund 140000 Euro. Laut einer internen Aktennotiz vom 21. Mai 2003 ist die monatliche Leasingrate um 850 Euro zu niedrig angesetzt - knapp 2000 statt der marktüblichen gut 2800 Euro.
Der SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle sieht darin einen gravierenden Verstoß. Zum einen sei es moralisch fragwürdig, dass der Chef "der zweitkleinsten Landesbank einen der größten und teuersten Dienstwagen" fahre. Zum anderen seien die Leasingraten "offenbar gefälscht". Möglicher Grund: Laut interner Regularien übernehme die Landesbank lediglich die Kosten bis zu 2000 Euro, darüber werde der Vorstand privat zur Kasse gebeten. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, so Nolle, handle es sich "um Betrug und Untreue zu Lasten des Freistaats". Im Klartext: Weiß fahre offensichtlich einen Mercedes 600, obwohl ihm "nur" ein 270er zustehe.
Die Aktennotiz scheint das zu belegen. Darin deuten die ehemaligen Bereichsleiter der Sachsen LB, Peter Müller und Rainer Egner, an, dass die Leasingrate mit Hilfe einer fragwürdigen Kalkulation herunter gerechnet wurde: Der Restwert des 600 S sei von der Mitteldeutschen Leasing AG (MDL) auf 57 Prozent des Neuwerts angesetzt worden, während der reale Marktwert des gebrauchten Wagens lediglich bei 30 Prozent liege. Die Differenz betrage 30600 Euro. Die Chefin der MDL, eine Tochter der Sachsen LB, ist Andrea Braun - laut MDL-Insidern die Lebensgefährtin von Weiß.
Die Sachsen LB widersprach gestern den Vorwürfen. Nach Aussage von Sprecher Frank Steinmeyer ist die Leasingsrate sauber kalkuliert, mit dem Händler existiere ein rechtsverbindlicher Vertrag auf seriöser Grundlage. Das hätten die beiden Ex-Bereichsleiter offenbar übersehen.
J.K.