Leipziger Volkszeitung, 21.02.2004
Im Windschatten der Macht: Petra Lewandowski
Petra Lewandowski ist die Frau im Hintergrund, die oft im Windschatten des jetzt suspendierten Kämmerers Peter Kaminski zu sehen ist. Unter Journalisten gilt sie als pressescheu. Dabei weiß die 53-Jährige sehr viel. So war sie an umstrittenen Transaktionen wie dem "Cross Border Leasing" beteiligt, mit denen Kaminski halb Leipzig nach Übersee "verleast" hat. Selbst bei Abendterminen zeigt sich die persönliche Referentin nicht selten an seiner Seite und wird dann auch schon mal mit "Frau Kaminski" angeredet.
Dabei ist die gebürtige Sachsen-Anhaltinerin alles andere als eine "Finanzerin". Sie kam 1972 nach Leipzig und hat Bibliothekswesen und Germanistik studiert. Nach der Wende trat sie in die SPD ein und wurde 1991 vom Christdemokraten Kaminski ins Rathaus geholt. Als ihr Ehemann vor drei Jahren starb, zog sie mit einer ihrer beiden Töchter nach Thekla in ein Eigenheim - wo ihr nach eigenen Angaben ab und an die Decke auf den Kopf fällt. Nur deshalb sei sie so oft an der Seite des Kämmerers zu sehen, sagt Petra Lewandowski.
Auch in den frühen Morgenstunden war sie schon mit ihrem Chef unterwegs: Beide gingen eine zeitlang regelmäßig dienstags ab 6.30 Uhr ins Fitness-Studio des SC DHfK. "Abends habe ich zu sowas keine Lust mehr", kommentiert das die Referentin.
Von den regelmäßigen Besuchen hat auch der SC DHfK profitiert. Im Februar 1999 erließ ihm die Stadt auf Betriebskostenzahlungen 75000 Mark. Eingefädelt wurde das Geschenk von Kaminski - Leipzigs damaliger Sportausschuss-Vorsitzender Michael Kumpf (CDU) gestand öffentlich, dass er erst im Nachhinein vom Stadtkämmerer über die Entscheidung informiert wurde. Petra Lewandowski wurde zwei Monate später Vereinsmitglied und gleichzeitig Vize-Präsidentin; seit 3. Juni 2003 ist sie Vereinspräsidentin.
Nach der Beurlaubung ihres Chefs zieht die Frau im Rathaus weiter die Fäden für ihn und wehrt sich gegen die Vorwürfe im Giesen-Bericht, die auch sie treffen. "Alles Unsinn", sagt die 53-Jährige. "Es stimmt nicht, dass ich Herrn Kaminski in meiner Arbeitszeit beim Wahlkampf unterstützt habe. Ich gehe felsenfest davon aus, dass wir ihn in ein paar Wochen wieder im Amt sehen werden."
(Andreas Tappert)