Sächsische Zeitung, 24.02.2004
Landesbank: Wankender Riese
Kommentar von Ulrich Wolf
Da ist er wieder, der Vorwurf der Selbstbedienungsmentalität in der deutschen Wirtschaft. Diesmal.trifft es die Spitze des größten sächsischen Kreditinstituts, die Landesbank in Leipzig. Überdimensionierte Dienstwagen. Bespitzelung der Mitarbeiter, Personalpolitik nach GutsherrenArt, Lustreisen auf Arbeitgeber-Kosten - so die Beschuldigungen.
Bewiesen ist nichts. Gleichwohl: Übereinstimmend berichten Landesbank-Kenner, Vorstandschef Michael Weiss habe sich in der Wahl seiner Repräsentationsmittel vergriffen. Die Fähigkeit zur Trennung privater und dienstlicher Interessen sei ihm abhanden gekommen, entfleucht in einer nebulösen und schwer zu kontrollierenden Grauzone. Mitarbeiter der Bank haben das schon vor drei Jahren dem damals zuständigen Aufsichtsgremium mitgeteilt. So erfuhren auch die sächsischen CDU-Spitzenpolitiker Thomas de Maizläre und Georg Milbradt davon. Geschehen ist fast nichts.
Vielleicht ist Weiss den Politikern zu wichtig. Immerhin muss er akChef der Sachsen-Finanzgruppe da! öffentlich-rechtliche Bankenlagei schmieden, das dem Wettbewert der Branche trotzen soll. Wank Weiss, wankt auch die Sachsen-Fi nanzgruppe - und damit ein Lieb lingsprojekt Milbradts. Der wir sich eine solche Pleite im Wahljak kaum leisten - und deshalb alle tun, um den Vorwurf der Selbstbedienungsmentalität bei seine Hausbank zu entkräften. S.1/6
wolf.ulrich@dd-v.de