Agenturen ddp-lsc, 24.02.2004
Sachsen LB - Regierung stellt sich hinter Vorstandschef Weiss
Dresden/Leipzig. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Landesbank Sachsen (Sachsen LB) wegen angeblicher Vetternwirtschaft und Bespitzelung von Mitarbeitern stellt sich die Staatsregierung hinter den in die Kritik geratenen Vorstandschef der Bank, Michael Weiss. Regierungssprecher Christian Striefler sagte am Dienstag in Dresden, Weiss genieße das volle Vertrauen der Staatsregierung. Es gebe derzeit keinen Anlass dafür, dass Weiss nicht mehr in dieser Position sein sollte. Jedoch würden alle Vorwürfe gegen ihn ernst genommen und geprüft.
Der Sprecher des Finanzministeriums, Markus Lesch, sagte, zwischen Weiss und Finanzminister Horst Metz (CDU) habe ein Gespräch statt gefunden. Darin habe der Vorstandschef seine Kooperation mit der von der Bank eingeschalteten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young zugesichert. Zur weiteren Klärung ist laut Striefler am 3. März eine Stellungnahme von Metz und Weiß vor dem Haushalts- und Finanzausschusses des Landtags vorgesehen. Zudem werde sich Weiß schriftlich zu den Vorwürfen erklären.
Denen zufolge soll die Sachsen LB für Weiss einen Dienstwagen zu überteuerten Konditionen geleast haben. Leasinggeber soll die Sachsen LB-Tochter MDL sein, deren Chefin Andrea Braun die Lebensgefährtin von Weiss ist. Zudem soll die Bank ehemalige Mitarbeiter ausspioniert haben, weil diese angeblich illegale Provisionen bei einem geplatzten Kreditgeschäft kassiert hätten.
Die «Sächsische Zeitung» (Dienstagausgabe) berichtete zudem, dass Weiss und Braun private Auslandsreisen in die USA und Südafrika mit Bonusmeilen bezahlt hätten, die bei dienstlichen Flügen gesammelt wurden. Das Blatt zitierte Bank-Sprecher Frank Steinmeyer mit der Bemerkung, der private Verbrauch dienstlicher Bonusmeilen sei allen Mitarbeitern der Sachsen LB gestattet.
Die Staatsregierung war nach dem Bericht frühzeitig über eine Vermischung von dienstlichen und privaten Angelegenheiten an der Spitze der Sachsen LB informiert. Justizminister Thomas de Maizière (CDU), der als Finanzminister von Februar 2001 bis April 2002 Vorsitzender des Verwaltungsrats der Landesbank war, sagte der Zeitung, dass er während dieser Amtszeit eine Entfernung der damaligen Personalchefin Andrea Braun aus der Bank zur Bedingung dafür gemacht habe, dass der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Michael Weiss verlängert wird, der ihr Liebhaber gewesen sei.