Sächsische Zeitung, 10.03.2004
Die Vorwürfe gegen Landespolizeipräsident Pilz
Ein anonymer Brief behauptet, eine „stalinistische Seilschaft“ setze die Polizeireform um, da Polizeidirektor Peter Jelinek die Reform federführend mitgestaltete. Jelinek wird ein Prügeleinsatz der Freiberger Polizei 1989 vorgeworfen. Landespolizeipräsident Eberhard Pilz wird „Führungsschwäche“ und „Vetternwirtschaft“ attestiert. Jelinek muss daraufhin als Reform-Organisator gehen.
Peter Raisch geht als Chef des Landeskriminalamtes. Pilz soll Raisch vergrault haben, als er angeblich dessen Kompetenzbereich beschneiden wollte, berichten Insider.
Kritiker der Polizeireform sollen von Pilz gezielt gemobbt worden sein. Die Dienstcomputer von Gerd Ley, Chef der Landespolizeischule, und einigen seiner Mitarbeiter wurden beschlagnahmt, weil sie für private Zwecke genutzt worden sein sollen. Die kritischen Polizisten sollen „beruflich mundtot gemacht werden“, so ein Anwalt der Betroffenen. Zudem sollen in der Affäre illegal Telefone abgehört worden sein.
Alkoholprobleme bringt eine Boulevardzeitung unter der Schlagzeile „Trinkt Polizei-Chef Pilz manchmal zu viel Pils?“ ins Spiel. Sie beruft sich auf Kleine Anfragen des SPD-Abgeordneten
Karl Nolle.
Pilz’ Fahrer soll bei dessen Umzug im Frühjahr 2003 während der Dienstzeit geholfen und außerdem den Privatwagen von Pilz gepflegt haben.
Einen Ausflug in ein Erholungsheim der tschechischen Polizei soll Pilz gemeinsam mit Innenstaatssekretär Michael Antoni Ende Mai 2003 unternommen haben.
Bei einer betrieblichen Bootsfahrt im Sommer 2003 soll sich Pilz sexuell belästigend und diskriminierend geäußert haben.
Ein Aufsichtsratsmandat bei der Polizeiversicherungs AG soll Pilz ohne Nebentätigkeits-Genehmigung ausgeübt haben.
Anwälte von Pilz fordern Journalisten auf, Recherchen und Quellenmaterial zu dessen Person zur Verfügung zu stellen. Weitere Berichterstattung solle unterbleiben.