Sächsische Zeitung, 24.03.2004
"Keine vaterlandslosen Gesellen“
Warum die Opposition die CDU unterstützt haben will
Gleich zwei Spitzenkandidatinnen für die anstehenden Landtagswahlen mussten sich gestern vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags um die Image-Kampagne „Sachsen für Sachsen“ peinliche Fragen stellen lassen: Warum haben Antje Hermenau (Grüne) und Constanze Krehl (SPD) 1999 eine Initiative unterstützt, die nach jetziger Ansicht ihrer Parteien eine verdeckte Wahlwerbung für die CDU gewesen sein soll? Nach Darstellung des Ex-Sachsenring-Unternehmers Ulf Rittinghaus hatte sein Unternehmen die Aktion zu Gunsten der CDU im Gegenzug für höhere Subventionen des Freistaats finanziert.
Die Bundestagsabgeordnete Hermenau beschwor souverän ihre damalige Blauäugigkeit: Nie habe sie sich ein mögliches Gemauschel im Hintergrund erträumen können. In bester Absicht habe sie für den Wirtschaftsstandort Sachsen werben wollen – „um die Leute zu motivieren“, als das „Herumgemeckere“ am Aufbau Ost überhand genommen hatte. Man habe ihr zudem Überparteilichkeit versichert. Allenfalls die häufige Wiederholung dieser Versicherung sei ihr „komisch“ vorgekommen. Um Details habe sie sich aber gar nicht erst gekümmert: Als Haushaltspolitikerin im Bundestag sei sie damals „in Arbeit ertrunken“.
Sichtlich nervöser kippelte SPD-Landeschefin Krehl auf ihrem Stuhl hin und her. Sie will den Braten damals bereits gerochen haben: „Ich hatte das Gefühl, der CDU-Wahlkampf sollte unterstützt werden.“ Nach einem Gespräch mit dem damaligen SPD-Chef Karl-Heinz Kunckel und langen Überlegungen hätten die beiden trotzdem entschieden, dass die SPD nicht außen vor bleiben sollte: Weil „Sozialdemokraten keine vaterlandslosen Gesellen sind“, sondern sich auch für die sächsische Wirtschaft stark machen wollten, begründete Krehl.
(Von Andreas Novak)