Agenturen dpa, 25.03.2004
Infineon-Chef Schumacher geht
Kley Interimsnachfolger
Infineon-Chef Ulrich Schumacher ist völlig überraschend zurückgetreten. Er habe das Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt, berichtete die Infineon Technologies AG am Donnerstag in München.
Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley soll für längstens ein Jahr den Vorsitz des Halbleiterkonzerns übernehmen. Die Hintergründe für den Rücktritt des 45-jährigen Konzernchefs blieben zunächst im Dunkeln.
Der Aufsichtsrat der Infineon Technologies AG stimmte der Niederlegung in seiner Sitzung zu. Infineon wolle sich zu den Rücktritts-Gründen von Schumacher nicht äußern, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Auch im Unternehmen wurden viele von dem Schritt überrascht.
Bei der Sitzung hat es laut IG Metall einen heftigen Richtungsstreit gegeben. Es sei zu einer Generalabrechnung über die Strategie des Unternehmens in den vergangenen Jahren gekommen, teilte die IG Metall mit. "Ein wesentlicher Punkt dabei war offenbar der von vielen als selbstherrlich kritisierte Führungsstil Schumachers." Dieser habe unter anderem eine wenig behutsame Personalpolitik und die rigide Auslagerung von Arbeitsplätzen betrieben. Daher sei sein Ausscheiden kaum zu bedauern.
Infineon ist aus der Abspaltung des früheren Halbleiter-Bereichs von Siemens entstanden. Schumacher führte das Unternehmen im März 1999 erfolgreich an die Börse. In den vergangenen drei Jahren musste er allerdings hohe Verluste verkünden.
Erst zum Ende des Geschäftsjahres 2002/03 (30. September) kehrte das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurück. Auf der Hauptversammlung im Januar warfen Aktionärsschützer dem Vorstand wegen eines üppigen Aktienoptionsprogramms Selbstbedienung vor.
Schumacher zeigte sich bei der Versammlung zuversichtlich, dass die bisher schwerste Halbleiterkrise mittlerweile überwunden sei. Für das neue Geschäftsjahr kündigte er wieder schwarze Zahlen an: "Meine Kollegen und ich sind zuversichtlich, dass wir im laufenden Geschäftsjahr wieder Geld verdienen werden".