Karl Nolle, MdL

Körperverletzung im Amt?

 
Görlitz - Ein neuer Polizeiskandal erschüttert den Freistaat Sachsen. Es geht um extremes Mobbing und Körperverletzung im Amt. Wieder sollen Vorgesetzte weggeschaut haben.

Ein Polizist der Polizeidirektion Görlitz (Name d. Red. bekannt) hat Anzeige gegen den Stellvertretenden Polizeichef Robby S. erstattet.

Der Polizist: „Ich wurde über Jahre systematisch gemobbt." Und das auf besonders perfide Art. Nachts fuhren Taxen bei ihm vor, klingelten ihn aus dem Schlaf. „Die hatte ich gar nicht bestellt."

Dann lieferte die Post Dampfreiniger, Unterhosen, Taschenlampen, Schirme etc. bei ihm an. Bestellt bei Versandhäusern. Auch dieses Zeug hatte der Polizist nie geordert. Insgesamt 60 Fälle sind aktenkundig. Höhepunkt: In einer Zeitungsanzeige zu Weihnachten soll der Polizist ehemalige Straftäter in Görlitz gegrüßt haben. Sie war mit seinem Namen unterschrieben.

Polizeichef Uli Bornmann ermittelte, von wo aus die Anrufe kamen. Ergebnis: meist aus dem Büro seinen Stellvertreters. Dann passieret Jahre nichts.

Grund für das Mobbing Vizechef Robby S. wurde von dem Beamten wegen seiner herrischen Art kritisiert, „die noch aus den 60er Jahren stammt."

Der gemobbte Polizist leidet nun an Bluthochdruck, Herzrhythmus-Störungen. Staatsanwalt Till Neumann (42): „Wir ermitteln wegen Körperverletzung." (Az.: 953 Js 6180/03).

Vize-Polizeichef Robby S. zu BILD: „Ich bin Beschuldigter, sage nichts dazu."

Der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle der den Fall aufdeckte: „Der Polizist hat sich an mich gewandt: Helfen Sie uns. Wir kleinen Polizisten haben oben keine Lobby."
(von Andreas Harlass)