Dresdner Morgenpost, 20.04.2004
5.000 Euro Spende für die Superuhr
DRESDEN - Super-Schnäppchen! Kurt Biedenkopf (74) hat’s einfach drauf: Bestimmte er als Ministerpräsident mit „Ikea-Rabatt“ und „Villa wohnen zum Plattenbau-Preis“ die Schlagzeilen, sorgt er als Rentner mit einem unschlagbaren Rabatt für eine „Tourbillon“-Uhr („Original Glashütte“) für Aufsehen! Statt des stolzen Preises von 75.000 Euro für die edle Uhr zahlte „König Kurt“ läppische 5.000 Euro.
Am 28. Januar 2000 erhielt der damalige Ministerpräsident Kurt Biedenkopf zu seinem 70. Geburtstag die seltene Uhr geschenkt. „Von den Mitarbeitern, nicht von der Firma“, betont er heute. Wochenlang wurde damals in der Presse diskutiert, ob der Ministerpräsident ein „Geschenk“ in dieser Großenordnung annehmen darf. Später einigte man sich darauf, dass die „Tourbillon“ eine Leihgabe sei, solange Biedenkopf Ministerpräsident ist. Glashütte-Sprecherin Katrin Böhme: „Es war vereinbart, dass er sie später kaufen kann.“
Von der wundervollen „Tourbillon“ - der Name bedeutet Wirbelwind - gibt es nur 25 Stück weltweit. Offiziell! Denn die Biedenkopf-Uhr war Nummer 26. „Sie ist wunderschön“, schwärmt Biedenkopf. „Ich habe sie natürlich Anfang 2002 zum Materialwert gekauft, wollte sie unbedingt haben.“ Die rund 5.000 Euro fürs Material erhielt das „Uhrenmuseum“ in Glashütte als Spende, die Firma wollte das Geld nicht annehmen.
Die rund 70.000 Euro, die Biedenkopf für die Edel-Uhr sparte, seien nicht anrüchig. „Es war ja ein Geschenk. Wie sollte ich denn die Arbeit der Leute bezahlen, die die Uhr in ihrer Freizeit bauten?“, fragt Biedenkopf. „Mein Steuerberater hat alles geprüft. Selbst wenn man die Arbeitszeit der 35 Mitarbeiter herunterbrechen würde, wäre der Betrag unter dem Steuerfreibetrag.“
Das sieht Norbert Steiner, einst Leiter des Liegenschaftsamtes Leipzig, nicht so: „Ich habe gegen Kurt Biedenkopf wegen des Verdachtes einer Steuerstraftat Anzeige bei der Steuerfahndung eingereicht.“ Dort ist die Anzeige allerdings noch nicht eingegangen. Biedenkopf selbst bleibt gelassen: „Sollte sich nun tatsächlich eine Steuerschuld ergeben, werde ich zahlen.“ Dem SPD-Abgeordneten
Karl Nolle ist die Uhr eine Kleine Anfrage wert. Der Grund: „Die Sache riecht streng! Schon einmal musste man Biedenkopf nachweisen, dass er nicht im Recht war. Damals, bei seiner Villa in der Schevenstraße, wähnte er sich auch im Recht, musste dann 60.000 Euro nachzahlen.“ [JU]