Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 12:41 Uhr, 08.06.2004

«So muss orange aussehen» - Nach farbenfrohem Wahlkampf entscheiden die Sachsen über Vertreter in Europa und vor Ort

Von ddp-Korrespondent Tino Moritz
 
Dresden (ddp-lsc). Das fand selbst das nicht unbedingt als
FDP-Freund geltende SPD-Schwergewicht Karl Nolle originell. «So muss orange aussehen» hatten die Dresdner Liberalen nach eigenen Angaben rund 800 Mal auf - orange - Wahlplakate für die Landeshauptstadt drucken lassen. Die Grüße gingen an die CDU, deren Werbebotschaften es tatsächlich ein wenig an der bundesweit angekündigten Signalfarbe fehlen lassen.

FDP-Landeschef Holger Zastrow ist nicht umsonst Chef einer Werbeagentur. Während er für den Plakatstreich während des Bundesparteitags am Wochenende in Dresden bereits aus den eigenen Reihen Lob erntete und erste Export-Anfragen beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen verzeichnete, reagierte der Dresdner

CDU-Wahlkampfmanager Lars Rohwer not amused: «Wir haben politische Inhalte und streiten uns nicht über Farben.»

Ob jeder Plakat-Farbton beim Wähler die beabsichtigte Wirkung zeigt, wird sich am Sonntag zeigen. Insgesamt rund 3,6 Millionen Sachsen sind zur Teilnahme an den Europa- und Kommunalwahlen aufgerufen. In einigen Kommunen können sie diesmal bis zu vier Kreuzchen machen - eines für die Wahl des Europäischen Parlaments, drei zur Wahl der Stadträte -, mancherorts sogar bis zu elf: So steht etwa im vogtländischen Lengenfeld neben Europawahl (eine Stimme), Gemeinderatswahl, Kreistagswahl und Ortschaftsratswahl (je drei Stimmen) auch noch die Kür des Bürgermeisters an. Dieser Posten wird auch im vogtländischen Adorf, in Dippoldiswalde, Großschirma und Börnichen/Erzgebirge neu vergeben.

Die Kommunalwahlen sind es auch, die die Parteistrategen auf eine vergleichsweise hohe Beteiligung an der Europawahl hoffen lässt, für die diesmal 22 Parteien zugelassen wurden, darunter die DKP und die Familien-Partei Deutschlands. Die Ergebnisse vom Sonntag gelten zugleich als Stimmungsmesser für die exakt 98 Tage später stattfindende Landtagswahl.

Vorwegnehmen werden sie die Resultate vom 19. September freilich kaum: 1999 kam etwa die SPD bei der Europawahl noch auf einen Anteil von 19,6 Prozent und bei den Wahlen der Kreistage und Stadträte der kreisfreien Städte auf 18,7 Prozent - drei Monate später rutschten die Sozialdemokraten auf 10,7 Prozent ab. Und Sachsens CDU, die auf allen Ebenen im Freistaat führende politische Kraft, hatte mit 45,9 Prozent zur Europa- und 44,5 Prozent bei der Kommunalwahl noch deutlich unter den 56,9 Prozent gelegen, die sie am 19. September 1999 im Lande einfuhr. Damals verzeichnete auch die PDS mit 22,2 Prozent einen besseren Wert als zuvor zu Europa- (21 Prozent) und Kommunalwahlen (19,2 Prozent).

Der SPD-Landtagsabgeordnete Nolle jedenfalls meint, erst nach dem 13. Juni werde der Landtagswahlkampf so richtig interessant: «Das Thermometer wird nun in den Wind gehalten - und man wird sehen, wie kalt der Wind weht.»

(Quellen: Alle auf Anfrage)

ddp/tmo/roy
081241 Jun 04

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