Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 18.06.2004

Kündigung wegen 4,50 Euro

Parteichefin Krehl blitzt vor Dresdner Arbeitsgericht ab
 
Sachsens SPD-Landeschefin Constanze Krehl hat vor dem Dresdner Arbeitsgericht einen peinlichen Kündigungsprozess verloren. Ihr SPD-Landesverband hatte 2003 Anneliese H. aus der Landesgeschäftsstelle fristlos gekündigt. Es ging um 4,50 Euro: Der Schreibkraft war vorgeworfen worden, bei der Kilometerabrechnung betrogen zu haben. Die Betroffene bestreitet dies. Ihre Anwältin spricht von Mobbing.

In einem Fall soll sie 13 Kilometer zu viel abgerechnet und so 3,90 Euro kassiert haben. In einem anderen Fall geht es um ein Telefonat, das angeblich ihre Privatsache war. Kostenpunkt: 60 Cent. Eine Weiterbeschäftigung sei nicht zumutbar, hieß es in der Kündigung lapidar.

Nach dem Rauswurf wandte sich die schwer Behinderte an Parteichefin Krehl, die jedoch nichts unternahm, um die seltsame Angelegenheit zu stoppen. So landete der Fall beim Arbeitsgericht. Das erklärte die Kündigung gestern für unwirksam. Die Frau habe nicht bewusst falsch abgerechnet. Die Richter wiesen auch darauf hin, dass sie sich in zehn Jahren bei der SPD nichts habe zu Schulden kommen lassen.

Mit Unbehagen verfolgten etliche SPD-Mitglieder den Prozess. „Das ist an Dummheit kaum zu überbieten“, schimpfte ein Sozialdemokrat.
(Von Lars Rischke)

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