DNN/LVZ, 19.06.2004
Landesliste: Krehl und Jurk setzen auf Kompromiss
Dresden. Nach heftigen Querelen um die Landesliste für den kommenden Landtag hat sich Sachsens SPD-Spitze auf eine Kompromisslinie geeinigt. Landeschefin Constanze Krehl sowie Fraktionschef Thomas Jurk brachten gestern Abend einen abgestimmten Lösungsvorschlag in den Landesvorstand ein. Kernpunkt: Beide mussten Kröten schlucken, Krehl ein paar mehr. So ist im Gegensatz zu früheren Vorschlägen der Krehl-Kritiker Cornelius Weiss nun doch chancenreich gesetzt - auf Platz 5.
Formal offen ist dagegen die parlamentarische Zukunft des zweiten Streitobjekts: die von SPD-Aufklärer
Karl Nolle. Der Dresdner firmiert zwar auf Platz 8, dort aber gemeinsam mit Unterbezirkschef Albrecht Leonhardt. Der Hintersinn der Variante ist einfach. Bereits im Vorfeld hatte Krehl zusammen mit dem Leipziger Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber keinen Hehl daraus gemacht, Nolle zu verhindern. Seit gestern gilt nun die Lesart: Den Fall soll die Dresdner Basis selber klären. Bereits am kommenden Dienstag wird sich der Vorstand treffen - und hier hat Nolle allemal gute Karten.
Dabei hatte es genau darum im Vorfeld erbitterte Debatten gegeben. So hatten sich mehrere Unterbezirksvorsitzende rund um Weißgerber und Leonhardt auf einen internen Vorschlag geeinigt, auf dem Nolle wie Weiss jenseits der 25 rangierten. Hinter der Personalie selbst aber steht ein Richtungskampf um die Linie der SPD bis 2009. Während Jurk samt Nolle für einen pointiert-kritischen Politikstil stehen, setzen Krehl und Weißgerber eher auf gemäßigte Oppositionsarbeit - bis hin zur möglichen Zusammenarbeit mit der CDU.
Diese Debatte war Ende vergangenen Jahres eskaliert. Letztlich setzte sich Jurk durch, firmiert seitdem als Spitzenkandidat. Krehl muss sich mit Platz 2 begnügen. Darüber hinaus sind auf den ersten zehn Stellen weitgehend alle derzeitigen SPD-Abgeordneten platziert, die wieder antreten. Dazu gehören vor allem Gunther Hatzsch und Gisela Schwarz, aber auch Johannes Gerlach, Simone Raatz sowie Margit Weihnert. Neu hinzu kommt die SPD-Kreisvorsitzende in Delitzsch, Liane Deicke, die aussichtsreich auf Platz 12 steht. Und Sibylle Bunse von der SPD in Döbeln firmiert immerhin auf Platz 19.
Generell ist die Leipziger Region gut vertreten, allein vier Abgeordnete sind es bis Platz 10. An einem entscheidenden Punkt aber hat sich auch Krehl durchgesetzt. Ober-Juso Martin Dulig ist chancenlos - was nicht nur Jurk, sondern auch die SPD-Jugend wenig freuen dürfte.
Jürgen Kochinke
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