DNN/LVZ, 23.06.2004
SPD setzt auf Zugpferd Karl Nolle
Dresden. Etappensieg für SPD-Aufklärer
Karl Nolle im internen Ringen um die Landesliste: Gestern Abend stellte sich der SPD-Unterbezirk Dresden klar hinter den 59-Jährigen, acht von zwölf Vorständlern votierten für ihn. Damit ist zumindest auf Kreisebene eine Vorentscheidung gefallen. Am vergangenen Freitag hatten Landeschefin Constanze Krehl und Fraktionschef Thomas Jurk einen gemeinsamen Listenvorschlag vorgelegt, sich aber im Streitfall Nolle nicht einigen können. So firmiert der Dresdner auf der gemeinsamen Liste zwar auf Platz 8, steht dort aber neben dem Dresdner Unterbezirkschef Albrecht Leonhardt - der gestern im eigenen Kreis durchgefallen ist. Damit gehen die Grabenkämpfe in der 10,7-Prozent-Partei weiter. Während Landeschefin Krehl Nolle klar ablehnt und seinen Wiedereinzug in den Landtag verhindern will, stellt sich Jurk hinter den Dresdner. Dabei wird Nolle zunehmend zur Symbolfigur für den Politikstil der SPD bis 2009. Während der Dresdner eher kritisch-pointiert agiert, macht sich Krehl für eine gemäßigte Oppositionsarbeit stark.
Eine ähnliche Auseinandersetzung prägte SPD-intern bereits die Sitzung des Unterbezirks-Vorstands Leipzig am Montagabend. Hier trat Rolf Gansauer überraschend gegen den Krehl-Kritiker Cornelius Weiss an. Der steht derzeit auf dem sicheren Platz 5, sollte aber auf die wenig chancenreiche Stelle 20 verschoben werden. Doch der Coup im Leipziger Duell scheiterte knapp. Weiss erhielt im Vorstand sieben, Gansauer sechs Stimmen.
Trotz dieser Vorentscheidungen vor Ort ist unklar, ob es bei den Platzierungen bleibt. So werden sich am kommenden Sonnabend SPD-Präsidium und Landesvorstand zur Liste positionieren, in letzterem haben die Krehl-Anhänger die Mehrheit. Am Sonntag treffen dann die Delegierten auf dem Listenparteitag die endgültige Entscheidung - Kampfkandidaturen nicht ausgeschlossen.
(Jürgen Kochinke)