Freie Presse Chemnitz, 28.06.2004
Basis straft Krehl ab und stärkt Fraktionschef Jurk
SPD-Parteitag überstimmt Vorsitzende - Nolle, Dulig und Weiss auf sicheren Plätzen
Döbeln. Die sächsische SPD steht nach ihrem Listenparteitag gestern in Döbeln möglicherweise vor einem Führungswechsel. Parteichefin Constanze Krehl will heute erklären, ob sie den. Vorsitz behalten will oder Konsequenzen aus ihrem schlechten Wahlergebnis zieht. Krehl erhielt als Listen-Zweite lediglich 32 ja-Stimmen. 25 Delegierte votierten gegen sie. Dagegen konnte Fraktionsvorsitzender Thomas Jurk seine Stellung erheblich verbessern. Für Jurk auf Platz 1 der Liste zur Landtagswahl stimmten 52 Delegierte, sechs gegen ihn.
Im Vorfeld des von hitzigen Personaldebatten gekennzeichneten Parteitages hatte sich der Machtkampf zwischen Krehl und Jurk zugespitzt. Krehl und die sie stützenden Bundespolitiker Gunter Weißgerber (Leipzig), Gerald Thalheim (Mittweida) und Rolf Schwanitz (Plauen) hatten einen Kompromiss der Spitzenkandidaten infrage gestellt und Veränderungen auf 13 der 25 ersten Listenplätze angestrebt. So sollte mit
Karl Nolle der populärste Vertreter der sächsischen SPD ebenso auf einem aussichtslosen Platz landen wie der Vorsitzende der Jungsozialisten, Martin Dulig, und der ehemalige Leipziger Universitätsrektor Comelius Weiss.
Die Partei ist vernünftiger als ihre Führung", kommentierte Dulig das Abstimmungsergebnis von 32:26 zu seinen Gunsten. Er konnte sich glatt gegen den auf Platz 3 gesetzten Schulsprecher Gunther Hatzsch durchsetzen. Auch Weiss machte das Rennen gegen Krehl-Favorit Gansäuer auf Platz 5. Gegen den als „Chefaufklärer" bekannt gewordenen Druck-Unternehmer
Karl Nolle hatte sich der als graue Eminenz der Sachsen-SPD geltende Weißgerber stark gemacht. Nolles Außenwirkung sei verheerend. Doch das Parteivolk sah das anders und zog Nolle dem erneut kandidierenden Hatzsch vor. Ein weiterer Versuch Krehls, ihren schwergewichtigen Gegner Nolle zu verhindern, scheiterte am Verzicht,von Harald Baumann-Hasske, dem Unterbezirksvize aus Dresden. Er werde sich dafür einsetzen, dass sich unsere traditionsreiche Volkspartei nicht weiter im Misstrauen des Wahlvolkes auflöst", hatte Nolle zuvor für sich geworben.
Die Platzierung der Landesliste geht nach dem Votum der Parteibasis über einen ursprünglich getroffenen Kompromiss zwischen Jurk und Krehl hinaus. Die Liste trägt nun deutlich die Handschrift des Fraktionschefs Jurk. Platz 4 behauptete Gisela Schwarz (Wolkenstein), Platz 6 Johannes Gerlach (Zschopau), Platz 10 erreichte Mario Pecher (Zwickau), Platz 11 Enrico Breunig (Klingenthal), während sich der Chemnitzer Unterbezirksvorsitzende Axel Brückom mit dem wackligen Platz 15 zufrieden geben musste. (hk)