DNN/LVZ, 25.05.2004
Sachsen LB vor Bilanz
Leipzig/Dresden (rad). Wenn Michael Weiss, Vorstandschef der Landesbank Sachsen (Sachsen LB), heute die Bilanzzahlen seines Instituts verkündet, dürfte das für den Banker nur bedingt ein Routine-Termin sein. Denn bei der Sachsen LB gibt es zurzeit einige offene Baustellen, die in der öffentlichen Wahrnehmung weitaus mehr Aufsehen erregen als die erwarteten tiefschwarzen Zahlen.
So hat die Auseinandersetzung um die Tochtergesellschaft Mitteldeutsche Leasing AG (MDL), um die sich die Sachsen LB mit dem Ex-MDL-Vorstand und Minderheitsgesellschafter Ludwig M. Hausbacher über die Medien und in mehreren Gerichtsverfahren streitet, auch eine deutliche politische Komponente. Der Ex-Vorstand Hausbacher wird von Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf beraten, während Sachsen-LB-Chef Weiss über ein gutes Verhältnis zu Biedenkopfs persönlich ungeliebtem Nachfolger Georg Milbradt (CDU) verfügt. Vor diesem Hintergrund ist es pikant, dass Milbradt nach Informationen dieser Zeitung dem Institut auch ganz privat verbunden ist. Danach hat er in seiner Zeit als sächsischer Finanzminister - und damit qua Amt auch Sachsen-LB-Verwaltungsratsvorsitzender - einen persönlichen Kredit der Landesbank in Anspruch genommen. Wie es heißt, zu "marktüblichen Konditionen" und im "Rahmen der gesetzlichen Vorschriften". Das bedeutet auch, dass der Sachsen-LB-Vorstand die Kreditvergabe an Milbradt einstimmig abgesegnet haben muss.
So oder so - der Konflikt um die MDL wird Michael Weiss noch eine Weile beschäftigen. Zurzeit herrscht - bis auf Gerichtstermine - zwischen den Streitenden allerdings Funkstille.