Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 14 33 Uhr, 15.11.2004

Cornelius Weiss - Vom Abstellgleis an die Fraktionsspitze

 
Meerane (ddp-lsc). Noch vor fünf Monaten stand der am Montag im vierten Wahlgang zum neuen SPD-Fraktionschef gekürte Cornelius Weiss politisch auf dem Abstellgleis: Am Vorabend des Listenparteitages vom 27. Juni hatte ihn der Parteivorstand auf den aussichtslosen Platz 20 abgeschoben. Die Delegierten setzten sich jedoch - nach einer emotional vorgetragenen Kandidatenrede von Weiss - über diese Empfehlung hinweg, verhalfen dem als Kritiker der damaligen Parteichefin Constanze Krehl geltenden 71-Jährigen zum Listenplatz 5 und damit zum Wiedereinzug in den Landtag.

Der heutige SPD-Vorsitzende und bisherige Fraktionschef Thomas Jurk hatte Weiss damals offen unterstützt. Jurk wechselt nun als Wirtschaftsminister ins neue CDU/SPD-Kabinett, das angesichts knapper Mehrheitsverhältnisse im Landtag auf die Rückendeckung aller 13 SPD-Abgeordneten angewiesen ist. Die Parlamentarierer zusammenzuhalten und mit CDU-Fraktionschef Fritz Hähle zu harmonieren, gehört somit zu den vordringlichsten Aufgaben von Weiss.

Als Alterspräsident hielt der 1933 in Berlin geborene Vater von zwei Kindern vor dem Hintergrund des Einzugs der rechtsextremen NPD zur konstituierenden Sitzung des Parlaments am 19. Oktober ein Plädoyer für Demokratie: Sie sei die «einzige Gesellschaftsform, die dem Menschen Würde gibt, sie ist und bleibt daher stark und wird notfalls verteidigt werden».

Der promovierte Chemiker war 1990 einer der Mitbegründer der «Initiativgruppe zur demokratischen Erneuerung der Universität» in Leipzig. Von 1991 bis 1997 amtierte Weiss als Rektor der Hochschule. Ende 1997 trat der Wissenschaftler in die SPD ein und wurde im Herbst 1999 erstmals in den Landtag gewählt.

Neben Weiss hatten sich Wirtschaftsfachmann Karl Nolle, die
Umwelt- und Verkehrspolitikerin Simone Raatz sowie der Sozialexperte Johannes Gerlach für den Chefposten in der Fraktion beworben. Da alle drei Gegenkandidaten nach dem dritten Wahlgang ihre Bewerbungen zurückzogen, war der Weg frei für Weiss, der anschließend 11 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung und 1 Gegenstimme erntete. Zum Fraktionschef gewählt wurde er für zwei Jahre. Es gilt als wahrscheinlich, dass der dann 73-Jährige 2006 auf eine erneute Kandidatur verzichtet.
(www.cornelius-weiss.de)
ddp/tmo/kfr
151433 Nov 04

Karl Nolle im Webseitentest
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