DNN/LVZ, 16.11.2004
Leipziger Weiss führt SPD-Fraktion für zwei Jahre
Meerane/Dresden. Vier der 13 SPD-Landtagsabgeordneten wollten neuer Fraktionschef werden, durchgesetzt hat sich am Ende der Favorit Cornelius Weiss. Der 71-jährige Alterspräsident des Landtages und frühere Leipziger Unirektor wurde gestern während der Fraktionsklausur in Meerane im vierten Wahlgang mit 11 von 13 Stimmen gewählt. Im letzten Wahlgang gab es nur noch eine Gegenstimme und eine Enthaltung.
Weiss ist seit 1997 in der SPD und seit 1999 im Landtag. Er war der Wunschkandidat von Ex-Fraktionschef Thomas Jurk, der vorige Woche als Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident in die schwarz-rote Koalition wechselte und sein Amt als Fraktionschef abgab. Gegenbewerber waren die Vize-Fraktionschefs Simone Raatz,
Karl Nolle sowie der Sozialpolitiker Johannes Gerlach. Gegen Nolle als Fraktionschef hatte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zuvor interveniert.
Die drei Gegenkandidaten hatten ihre Bewerbungen nach den ersten drei Durchgängen zurückgezogen. Weiss gilt allerdings nur als Übergangslösung. Er ist nur bis 2006 gewählt. Es sei "sicher im Interesse der Fraktion, sich in zwei Jahren zu verjüngen und künftig behutsam einen Nachfolger aufzubauen", sagte Weiss unserer Zeitung. Als potenzielle Nachfolger sind auch Juso-Chef Martin Dulig und Verdi-Sprecher Stefan Brangs im Gespräch.
Hochschulpolitiker Weiss kündigte an, die Fraktion werde den beiden SPD-Ministern - neben Jurk ist dies Wissenschaftsministerin Barbara Ludwig - den Rücken frei halten, die Koalition stützen und das Profil der SPD für die nächste Wahl in fünf Jahren schärfen. Er sehe sich zudem als Koordinator zwischen Fraktion, Partei, Regierung und CDU-Fraktion. Sollte allerdings die Regierung über die Köpfe der Abgeordneten hinweg agieren, wofür es erste Anzeichen gebe, werde die Fraktion mit eigener Stimme sprechen. CDU-Fraktionschef Fritz Hähle begrüßte die Wahl. Er bot Weiss eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an. "Das menschliche Miteinander hat zwischen uns ohnehin schon gut funktioniert", so Hähle.
Die Leipziger Abgeordnete Margit Weihnert war unterdessen als Vorsitzende des Innenausschusses im Rennen.
Sven Heitkamp