Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 21.12.2004

Entschuldigung bleibt aus

 
Dresden. Der Satz fiel spät und erst auf Nachfrage. "Im Ergebnis war es die falsche Wohnung", sagte gestern Sachsens Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Zuvor hatten er und Dresdens Polizeichef Bernd Ledermüller versucht, den Einsatz des Spezialkommandos (SEK) vom Freitag in Loschwitz zu rechtfertigen.

Die Elitepolizisten hatten bei einer Razzia gegen den Bordellbetreiber Detlef K. dessen Villa gestürmt, dabei aber die Wohnräume des im gleichen Haus lebenden Polizisten Bernd W. und seiner Lebensgefährtin Ramona K. im Erdgeschoss durchsucht. Pikanterweise ist die Frau nicht nur die Schwester der Rotlichtgröße, sondern auch Mitarbeiterin der Poststelle im Innenministerium.

Die ungewöhnliche Mieter-Konstellation sei Anlass für den SEK-Einsatz gewesen, erklärte Ledermüller. "Wir hatten einen anonymen Hinweis, dass gegen K. nicht ermittelt wird, weil seine Schwester im Ministerium arbeitet und mit einem Polizisten zusammen lebt." Drogen und Waffen soll K. verstecken, habe es in einer weiteren Anzeige geheißen.

Die Beamten durchsuchten zuerst die Pension 73 auf dem Weißen Hirsch - das von K. betriebene Bordell. Anderthalb Stunden später standen die Elitepolizisten vor der Privatvilla. "Wir wussten, dass der Polizist und seine Frau dort wohnen. Aber nicht wo, da wir das im Vorfeld nicht aufklären konnten", so Ledermüller. Die Villa verfüge über eine Videoüberwachung, da hätten sich die Beamten im Vorfeld schlecht unerkannt nähern können.

Zwei Hunde hätten die Beamten angegriffen und wurden erschossen. Bernd W., Ramona K., die 17-jährige Tochter und ihr 19-jähriger Freund wurden "gesichert". Eine halbe Stunde später klärte sich der Irrtum auf.

"Wer mit einem solchen Herren unter einem Dach wohnt, muss sich nicht wundern, wenn er Besuch von der Polizei erhält", sagte de Maizière ungerührt. Er habe nicht die Absicht, sich zu entschuldigen. Vielmehr werde er Konsequenzen gegen Ramona K. prüfen. In einem sicherheitsrelevanten Bereich wie der Poststelle könne sie wohl nicht mehr arbeiten.

Falls sie überhaupt ins Ministerium zurückkehrt. Über ein auf ihren Namen angemeldetes Handy soll ein Angestellter von K. Drogengeschäfte eingefädelt haben. "Es ist möglich, dass wir ein Ermittlungsverfahren einleiten müssen", so Andreas Feron, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden. Auch die Höhe der von der Polizistenfamilie an K. zu zahlenden Miete interessiere ihn, erklärte der Minister. "Es geht um die Sauberkeit des öffentlichen Dienstes."

Als "völlig inakzeptabel" bezeichnete Klaus Koenig, Anwalt von Bernd W., die Erklärungen des Ministers und der Polizeispitze. "Hier werden Opfer von Willkür zu Tätern gemacht."





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