DIE WELT, 02.07.2004
Landesbanken-Ratings besser als erwartet
Nur WestLB und SachsenLB müssen sich mit "BBB+" begnügen.
Frankfurt/Main - Die Bonitätseinstufungen der Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) für acht der elf deutschen Landesbanken und die Deka-Bank sind zum Teil besser ausgefallen als erwartet. So hätten nach dem mit Spannung erwarteten fiktiven Rating mit dem Wegfall der staatlichen Garantien im Juli 2005 sechs der neun bewerteten Institute ein Rating im "A"-Bereich.
Nur WestLB und SachsenLB müssen sich mit "BBB+" begnügen.
Die Banken selbst hatten nach heftiger Diskussion im vergangenen Jahr zum Teil mit schlechteren Einstufungen gerechnet. Eine Enttäuschung dürfte die "A"-Note aber für die Landesbank +Baden-Württemberg (LBBW) sein. Die LBBW, die Spitzenreiter im S&P-Ranking ist, hatte sich Hoffnung auf ein "AA" gemacht. Unter den hiesigen Geldhäusern hat nur der Branchenführer Deutsche Bank diese Bonitätsbeurteilung. Nach Ansicht von Beobachtern ist die schlechtere Note bei der LBBW auf die angekündigte Übernahme der kleineren Landesbank Rheinland-Pfalz zurückzuführen.
Die fiktiven Ratings geben Aufschluss darüber, wie es nach dem Wegfall der Staatshaftung im Juli 2005 um die finanzielle Stabilität der Landesbanken bestellt sein dürfte. Das beste Rating bei S&P ist "AAA", das schlechteste "C-." Der kritische Bereich für die Benotung beginnt schon vorher, bei "BB". Ab dieser Bonitätsnote +haben Unternehmensanleihen Ramschstatus. Refinanzierung wird teuerer, viele Geschäfte lohnen sich nicht mehr.
S&P begründete ihre Einstufungen mit dem Wettbewerbsdruck nach Wegfall der Staatsgarantien. Mit einer teurer werdenden Refinanzierung werden die Margen im Kreditgeschäft mit Firmenkunden schrumpfen. Die Rating-Agentur fordert weitere Restrukturierungsanstrengungen, um die Bonitätsnoten zu halten. "Die Transformation der Landesbanken ist noch nicht beendet", hieß es bei S&P. So sollten die Institute die Verbindungen zu den Sparkassen, die viel Privatkundengeschäft betreiben, intensivieren. Erreichen die Landesbanken ihre Ziele nicht, könne das negative Auswirkungen auf die Ratings haben.
Angesichts der Benotungen werden die Ratings heiß diskutiert: "Manche Landesbanken hätten bessere Rating-Chancen, wenn ihre Eigentümer eindeutig ihre Unterstützung zusicherten - auch für schlechte Zeiten", sagte der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio. Wo dieser Appell nicht gefruchtet habe, müssten sich die Betroffenen nun mit den Konsequenzen auseinander setzen. Auch die Banken selbst meldeten ich zu Wort. Die "A"-Einstufung sei zwar eine+ gute Basis für die Zukunft, hieß es bei der LBBW: Ziel sei aber das "AA". Bei der HSH Nordbank sagte Vorstandschef Alexander Nordmann zum "A": "Ein solches Rating entspricht zwar momentan unseren Erwartungen. Es kann aber nur ein Zwischenergebnis sein. Wir wollen 2006 ein Rating von A erreichen." Ähnlich äußerte sich Günther Merl,+ Chef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): "Wir fühlen uns mit dem A-Rating fair bewertet." Auch bei der WestLB hat S&P Ehrgeiz geweckt. "Wir hätten gern bereits ein Schattenrating im "A"-Bereich gehabt, müssen aber anerkennen, dass S&P von unseren Eigentümern weitere Anstrengungen mit Blick auf Sicherungsmaßnahmen erwartet", sagte Vorstandschef Thomas Fischer.
Ein Sonderfall ist die NordLB, die nur von der Konkurrenz Fitch bewertet wird. Dort erhielt sie ein "A". BayernLB und LBBW bekamen ein "A". Mit einem "BBB+" mussten sich die Bankgesellschaft Berlin und die Mainzer zufrieden geben. Die Landesbanken hätten mit dem Umbau ihrer Geschäftsmodelle begonnen, um sich ihrem künftigen Wettbewerbsumfeld anzupassen, so Fitch. "Die Bankgesellschaft Berlin wird in Absprache mit den Eigentümern ihre Anstrengungen nochmals erhöhen und ist zuversichtlich, das Rating langfristig zu verbessern," sagte eine Sprecherin. ams/as/n.s.
von Jan Dams