Sächsische Zeitung, 15.01.2001
Im Amt bleiben, bis man schwarz ist - Diskussionsrunde im Societaetstheater
Karl Nolle, MdL (SPD) und Politologe Prof. Patzelt (CDU) über Sinn und Unsinn von Parlamenten.
DRESDEN. Es war ein braver Schlagabtausch, den sich SPD-Landtagsabgeordneter und
Fast-OB-Kandidat
Karl Nolle gestern Nachmittag mit Politikwissenschaftler und CDU-Mitglied Werner Patzelt lieferte. Beide waren zu Gast beim „Salon am Sonntag" im Societaetstheater, um mit Dresdnern über Sinn und Unsinn von Parlamenten zu diskutieren.
„Sollte der sächsische Landtag nicht mehr existieren, die Bevölkerung würde den Verlust kaum registrieren", wiederholte Nolle eine These, für die er bereits als „Nestbeschmutzer" Prügel bezog. Der Druckereibesitzer begründete seine Meinung damit, dass der Landtag kein Spiegelbild der beruflichen und
Lebenserfahrungen der Menschen mehr sei: Der Wirtschaftsausschuss zum Beispiel besteht fast ausnahmslos aus Leuten, die mit Wirtschaft bestenfalls abends in der Kneipe zu tun haben", sagte er.
Politologe Patzelt dagegen findet das Desinteresse der Bevölkerung nicht
ungewöhnlich. „Der demokratische Parlamentarismus ist im Osten sehr jung". sagte er. Den meisten Bürgern fehle noch das Wissen, wie Politik funktioniere.
Zuhörerin Helga Burkart monierte, dass der OB in Dresden unbegrenzt im Amt bleiben dürfe. „Bis er schwarz ist"; ergänzte SPD-Mann Nolle.
Patzelt hielt dagegen, warum man ausgerechnet Politikern Kompetenz aus Erfahrung absprechen wolle. „Bei einem Arzt würde doch auch keiner fordern, dass nach ein paar Jahren ein neuer frisch von der Uni kommt", sagte er.
Am Ende durfte jeder der Zuhörer noch mal seinen Frust über die Politiker im Allgemeinen und Speziellen ablassen. Dazu gab's Sekt und Kuchen.
(SZ/saf)
(Nächster Salon am Sonntag 4.2.01, 16 Uhr „Keine Macht den Drogen?")