Freie Presse Chemnitz, 18.03.2005
Alte Rechnung gegen den neuen Sachsen-LB-Manager
Pirnaer Anwalt hat auch persönliche Motivation für Strafanzeige
Dresden. Auch nach dem Austausch ihrer Topmanager kommt die Sachsen LB nicht zur Ruhe. Die beiden Ex-Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs sehen sich einer Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue ausgesetzt. Zugleich erhöht Ludwig Hausbacher, Inhaber der Industrie- und Immobilien-Leasing GmbH, den juristischen Druck auf die einzige ostdeutsche Landesbank. Hausbacher macht für seine Minderheitsbeteiligung an der Mitteldeutschen Leasing, einer Tochter der Sachsen LB, einen Schadensersatzanspruch in Höhe von 40.515 Millionen Euro geltend.
Im Mittelpunkt der Strafanzeige des Pirnaer Anwalts Hans Hüsken steht die Finanzierung von Immobilien durch die Sachsen LB-Beteiligung Real GmbH. Hüsken begründet den Verdacht der Untreue mit völlig überzogenen Kaufpreisen. Aus Unterlagen der Sachsen LB geht hervor, dass die Objekte in Leipzig und Dresden intern als überschuldet eingestuft werden.
Anwalt Hüsken lässt sich bei seinem Vorstoß bei der Staatsanwaltschaft Dresden auch von persönlichen Motiven leiten. Seine Ex-Frau ist die Lebensgefährtin des heutigen Sachsen LB-Chefs Hans-Jürgen Klumpp. Hüsken sei zäh und klug, meint Klaus Leroff, der mit ihm seit 25 Jahren befreundet ist. Auch Leroff ist tief enttäuscht. Er war 14 Jahre parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion. Hinter seinem Abgang, den er als stillos bezeichnet und heute von etlichen CDU-Abgeordneten als klassisches Eigentor eingestuft wird, vermutet er engste Vertraute von Ministerpräsident Georg Milbradt. Alte Rechnungen habe er nicht offen.
Klumpp und seine Ex-Vorständler Weiss und Fuchs könnte die Aufarbeitung der Geschäftspraktiken bei der Real noch erhebliche Probleme aufwerfen. Es verstärke sich in erschreckender Weise der Verdacht, schaltet sich SPD-Aufklärer
Karl Nolle ein, „wie hier eine Amigotruppe von hochgelobten Bankern und Kaufleuten systematisch Selbstbedienung zu Lasten der Sachsen LB und damit des Steuerzahlers betrieben haben." Dabei sei man offensichtlich nicht vor Täuschung der Rechtsaufsicht zurückgeschreckt.
Die Objektgesellschaften der beiden zu marktunüblichen Konditionen gekauften Immobilien seien inzwischen akut insolvenzgefährdet, sagt Nolle. Der ausgewiesene Rekordüberschuss der Sachsen LB sei damit nur noch Makulatur. Nolle wiederholte seine Forderung, Weiß und Fuchs für von ihnen verantwortete Risiken persönlich haftbar zu machen.
von Hubert Kemper