Sächsische Zeitung, 12.05.2005
Kurswechsel überfällig
Kommentar von Gunnar Saft zur Eskalation der Affäre um Sachsens Landesbank
Der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt wird in den kommenden Tagen viel zu tun haben. Die Affäre um die Landesbank bedarf endlich eines richtigen Krisenmanagements, sonst droht dem Regierungschef und CDU-Landesvorsitzenden, nur weiteres Ungemach.
Schon lange vor dem jetzt bekannt gewordenen Brandbrief seines Amtsvorgängers Kurt Biedenkopf und den aktuellen Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft hätte sich Milbradt zu einem Kurswechsel durchringen müssen. Seine bisherige Strategie, die darin bestand, das gute Betriebsergebnis der Bank immer wieder über die lauten Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Missmanagement gegen die Führungscrew des öffentlichrechtlichen Kreditinstituts zu stellen, ist endgültig gescheitert. Stück für Stück wird dieser Tage deutlich, welche Zustände vor Ort geherrscht haben. Stück für Stück wird das Renommee der Landesbank damit weiter beschädigt.
Milbradt wird der Öffentlichkeit und auch seinen politischen Mitstreitern erklären müssen, warum er und sein Finanzminister so lange zögerten, in dieses Wespennest zu stechen. Die bisherige Argumentation, wonach ein Eingreifen der Regierung der Bank einen Imageschaden beschert, ist längst hinfällig. Vielmehr kommen jetzt auch noch Spekulationen auf, ob es am Ende nicht noch ganz andere Gründe für die unverständliche Zurückhaltung geben könnte. S.1
saft.gunnar@dd-v.de