DNN/LVZ, 03.04.2004
Überlebenskampf mit Hindernissen Verhandlungen um die Mitteldeutsche Leasing AG laufen
Zukunft der Landesbank-Tochter unklar
Leipzig/Tutzing. Klartext ist in der Banken-Szene eher selten. Wer zurzeit den Internet-Auftritt der Mitteldeutschen Leasing AG (MDL) aufruft, findet nur eine knapp gehaltene Information: Aufgrund "von Anpassungen der strategischen Ausrichtung" werde die Seite gerade überarbeitet.
Diese Erklärung ist mehr als nur leicht untertrieben: Bei der Leasing-Tochter der Landesbank Sachsen (Sachsen LB) geht es schlicht um die Existenz. Seit gut anderthalb Wochen sitzen der MDL-Mehrheitseigner Landesbank (51 Prozent) und die Firma des Ex-MDL-Vorstandes Ludwig Hausbacher, die Tutzinger Industrie- und Immoblien-Leasing (IIL), wieder am Verhandlungstisch, um über die Zukunft des Unternehmens zu beraten. Davor hatten die Parteien öffentlich und vor Gericht heftig miteinander gestritten - bis sie sich am Donnerstag vergangener Woche überraschend einigten, es noch einmal miteinander zu versuchen und gemeinsam eine Lösung zu finden (wir berichteten).
Auf dem Weg dorthin gibt es allerdings mindestens fünf große Hindernisse: Eines davon ist eine Klage der IIL gegen eine von der Sachsen LB durchgeführte Kapitalerhöhung der MDL. Mit dieser sollte aus Sicht der IIL der Einfluss des Minderheitsgesellschafters (49 Prozent) verwässert werden. Die Landesbank hält dagegen: Die Maßnahme sei notwendig gewesen, um eine Insolvenz der MDL zu vermeiden. Hausintern heißt es allerdings, dass man sich hier juristisch auf "dünnem Eis" bewege.
Stolpersteine zwei und drei sind beim Landgericht Leipzig anhängige negative Feststellungsklagen, mit denen sich Ludwig Hausbacher gegen Vorwürfe seines Ex-Arbeitgebers wehrt, er habe in seiner Amtszeit ihm nahe Stehende zu Lasten der MDL bevorzugt. In diesem Fall - Stolperstein vier - ermittelt allerdings auch die Leipziger Staatsanwaltschaft, die ihre Unterlagen an die sächsische Anti-Korruptionseinheit "Ines" weitergeleitet hat.
Stolperstein fünf ist die derzeitige MDL-Chefin Andrea Braun. Die Lebensgefährtin von Landesbank-Chef Michael Weiss hat ihren Posten seit dem erzwungenen Abgang Hausbachers inne. Mit einem Jahresgehalt von 187 000 Euro ist der Job großzügig dotiert - zumal nach Informationen unserer Zeitung eine Vier-Tage-Woche vereinbart wurde. Andrea Braun sei "selbstverständlich" auch nach der Annäherung der beiden Parteien MDL-Vorstand, betont Sachsen-LB-Sprecher Frank Steinmeyer. Das muss nicht so bleiben: Aus Hausbachers Umfeld wurden im Zuge des Streits "erhebliche Zweifel" an der Qualifikation der ehemaligen Landesbank-Personalchefin angemeldet und gestreut. Eine weitere Zusammenarbeit ist daher wenig wahrscheinlich. Auch bankintern gilt Braun inzwischen als potenzielles "erstes Opfer" des Konflikts - oder einer wie auch immer gearteten Einigung. Zudem dürfte es für die Managerin kaum hilfreich sein, dass sie zurzeit - statt an den Verhandlungen teilzunehmen - in Urlaub gegangen ist.
Lars Radau