Agenturen ddp-lsc, 14:18 Uhr, 21.06.2005
Finanzprofessor hält Landesbank für unnötig
Dresden (ddp-lsc). Der Dresdner Professor für Finanzwirtschaft, Hermann Lucarek-Junge, hält für Sachsen eine eigene Landesbank für unnötig. Die Wirtschaftskraft des Freistaates reiche nicht aus, um eine eigene Bank zu rechtfertigen, sagte Lucarek-Junge am Dienstag in Dresden in einem ddp-Interview. Der Aufwand wäre viel zu groß, und um dies zu kompensieren, müsse sich die Bank dann andere Geschäftsfelder suchen.
Um eine Bank wie die Sachsen LB wirtschaftlich betreiben zu können, seien Finanzierungen im Umfang von jeweils 20 bis 50 Millionen Euro notwendig. «Und wie viele davon gibt es in Sachsen?» fragt Lucarek-Junge. Eine Finanzierung des Mittelstandes, wie er in Sachsen vorherrsche, sei von Privatbanken viel besser zu realisieren. Und wenn es um Wirtschafts- oder Exportförderung gehe, dann solle die Politik das deutlich sagen und eigene Instrumente dafür schaffen. «Eine Verquickung mit dem Bankgeschäft ist da immer schlecht», so seine Einschätzung. Letztlich sei eine Landesbank vor allem ein politisches Instrument, sagt Lucarek-Junge. Über eine Landesbank gewinne die Politik Möglichkeiten, auf die Wirtschaft Einfluss zu nehmen. «Das ist aber eigentlich nicht die Aufgabe einer Bank», kritisiert der Professor.
Beim Ausweichen auf andere Geschäftsfelder bestehe für eine Bank wie die Sachsen LB das Problem, dass das Fachwissen nicht mehr ausreiche. Auch bei Auslandsgeschäften laufe eine solche, darauf nicht spezialisierte Bank Gefahr, aus mangelnder Ortskenntnis nicht sonderlich erfolgreich zu sein.
ddp/lmh/muc
211418 Jun 05