DNN, 24.01.2001
Ortsbeirat macht Druck
Johannstädter Plattenwerk-Ruine soll weg
DRESDEN. Binnen acht Wochen soll die Stadtverwaltung Klartext reden, wie und wann sie die Ruine des Plattenwerks Johannstadt beseitigen will. Das hat gestern Abend quer durch alle Fraktionen der Ortsbeirat Altstadt gefordert. Die Politiker stellten sich damit wie Ortsamtsleiter Dietrich Ewers hinter die Forderungen der Bürgerinitiative „Plattenwerk Johannstadt“. Die verlangt, das Gelände zu räumen und zu begrünen und hat dafür seit Anfang Januar über 2000 Unterschriften für eine Petition gesammelt.
Dabei kann sie sich auf einen entsprechenden Stadtratsbeschluss vom Januar 1999 berufen. Schon vor diesem Beschluss hatte die Initiative 2700 Unterschriften zusammengetragen. „Passiert ist seither nichts“, sagte den DNN ihr Sprecher Günter Schaarschmidt. Dieses Mal sehen sich die Bürger wegen der Wahl im Juni in einer besseren Situation: Nur der OB-Kandidat erhalte ihre Stimme, der die Forderungen erfülle, sagte Scharschmidt. Er hatte bereits entsprechend gehandelt und dem SPD-Landtagsabgeordneten
Karl Nolle eine solche Zusage abverlangt, als der noch designierte OB-Kandidat bei der SPD war.
Im Ortsbeirat sagte die Vize-Chefin des Stadtplanungsamtes Barbara Reinhardt, dass bis Ende des Jahres der städtische Teil des Plattenwerkgeländes geräumt werde. Dieser Teil macht weniger als ein Drittel des etwa sieben Fußballfelder großen Grundstücks aus. Die Kosten für die Räumung, Begründung und Straßenerschließung bezifferte Scharschmidts Sprecher-Kollege, Ex-SPD-Stadtrat Helmut Brückner, mit acht Millionen Mark. Er bezog sich dabei auf eine Studie der Stadtentwicklungs- und – sanierungsgesellschaft Dresden mbH (Stesad) vom September 1999.
FDP-Ortsbeirat Günther Thal sah als Rechtsanwalt durchaus die Möglichkeit, die privaten Eigentümer in die Pflicht zu nehmen. In der Vergangenheit ist es auf dem Grundstück mehrfach zu Bränden gekommen. Bis vor einigen Monaten nutzten Jugendliche die schlecht gesicherte Fläche als Abenteuerspielplatz. Ortsamtsleiter Ewers sieht es als reinen Glücksfall, dass sich hier noch keine schwerwiegenden Unfälle ereignet haben. Die Bürgerinitiative, die jeden Donnerstag von 15 bis 19 Uhr im Stadtteilladen am Böhnischplatz 15 zu erreichen ist, will weiter Unterschriften sammeln und ihre Petition Ende Februar einreichen. Sonntag stehen Scharschmidt und seine Mitstreiter mit ihren Listen an der Trinitatiskirche in Johannstadt, wo Pfarrer Johannes Affolderbach das Thema im 09:30-Gottesdienst ansprechen soll.
(Stefan Alberti)