Dresdner Neueste Nachrichten, 11.07.2005
"Dresden bleibt unser Leitwerk"
Technologietransfer von AMD nach Asien
Dresden/Berlin. Vergangene Woche war der Kanzler noch der Buhmann. Er befürworte einen Technologietransfer von AMD nach Asien, hieß es im Spiegel. Es drohe der Abbau Ost. Heute wird der Spiegel den Kanzler zum Retter machen. Gerhard Schröder (SPD) habe erreicht, dass in Dresden die Arbeitsplätze nicht in Gefahr geraten.
Bei AMD ändert sich dagegen nichts: "Dresden bleibt unser Leitwerk", sagte Sprecher Jens Drews gestern gegenüber den DNN. Bereits im November des vergangenen Jahres hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es mit Chartered Semiconductor Manufacturing (Singapur) ein Technologie- und Fertigungsabkommens geschlossen hat. Damit sollen auf Basis der AMD-Technologien zusätzliche Fertigungskapazitäten für AMD-Mikroprozessoren geschaffen werden. "Das können wir in Dresden kurzfristig nicht", erläutert Drews. Chartered ist einer der drei weltweit führenden Auftragsfertiger in der Halbleiterindustrie.
Die Pläne zum Ausbau des Standortes in der sächsischen Landeshauptstadt würden jedoch nicht in Frage gestellt. Die Fab 30, das "alte Werk", platze aus allen Nähten. Die Fab 36, der Neubau, stehe jetzt am Anfang der "Qualifizierung", das heißt die Produktionsanlagen werden mit ersten Durchläufen eingerichtet. Im Herbst soll das Milliarden-Projekt Eröffnet werden und in der ersten Hälfte 2006 mit der Belieferung des Marktes beginnen. Es könne keine Rede davon sein, das in Dresden abgebaut werde, um in Singapur etwas aufzubauen, fügte Drews hinzu. Spezielle Vertragsklauseln würden die Weitergabe der auch mit erheblichen Fördermitteln aus Deutschland entwickelten Technologie an Dritte verhindern. Das hatte Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) vor einer Woche bereits erklärt.
In mehreren Gesprächen im Kanzleramt, so berichtet der "Spiegel" nun, seien die Geschäftsführer von AMD überredet worden, ihren Ausfuhrantrag für die Produktionstechnik der Mikroprozessoren Athlon und Opteron so zu ändern, dass am Standort Dresden kein großer Schaden entsteht. Der Kanzler hätte den Verlust von 1000 Arbeitsplätzen befürchtet.
Noch habe die Bundesregierung nicht abschließend über den AMD-Antrag entschieden, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Wochenende der dpa. "Für die Bundesregierung ist die Erhaltung von Hochtechnologiestandorten und den dortigen Arbeitsplätzen von größter Bedeutung", sagte der Sprecher. Die Entscheidung werde "unter sorgsamer Abwägung aller entscheidenden Aspekte" getroffen.
(DNN/I.P.)