Dresdner Morgenpost, 05.08.2005
Millionen-Zoff um Sachsen LB
Einigkeit nur über Zigarren
DRESDEN - Aufklärung sollte die Sondersitzung bringen. Doch am Ende stand erneut Aussage gegen Aussage. Klar ist nur: Finanzminister Horst Metz (CDU) hat der Firma IIL keinen 35-Millionen-Euro-Vergleich im Streit mit der SachsenLB angeboten.
„Die Idee ist grotesk und tollkühn", sagte Metz und wiederholte, nie ein Vergleichsangebot an die IIL gemacht zu haben. Die IIL habe seit Anfang März auf einen Vergleich gedrängt, wollte zwischen 33 und 40 Millionen Euro für ihren MDL Anteil von der SachsenLB haben. IIL und SachsenLB streiten über den Wert ihrer Tochterfirma MDL Im März wurde der Rechnungshof mit einem Gutachten über den Wert der MDL beauftragt. Metz: Vor Abschluss des Gutachtens hätten Verhandlungen keinen Sinn gemacht". Zudem habe der Verwaltungsrat der SachsenLB beschlossen, keine Vergleichsgespräche über die geforderte Summe zu führen. „Daran habe ich mich immer gehalten", sagte Metz.
Offenbar auch beim Landespresseball am 16. April in Dresden.
Dort sei IIL-Sprecher Andreas Waldow auf ihn zugekommen und habe 35 Millionen Euro als Vergleich ins Gespräch gebracht Metz: „Das habe ich durchweg als viel zu vielzurückgewiesen." Waldow behauptete das Gegenteil: Metz habe ihn um das Gespräch gebeten und bis zu 35 Millionen Euro angeboten. Einig waren sich beide Seiten nur über die Umstände des Treffens: Knapp zwei Stunden habe man am Rande des Balls bei Zigarren und Cuba-Libre miteinander gesprochen. Am Ende waren die Ehefrauen weg und wütend. Woraufhin man noch einen Drink bestellte.
Ob das die Wahrnehmung vernebelt habe, wollte die PDS wissen. Doch beide Seiten blieben bei ihrer Version. Pikant: Vier Tage nach dem Ball trafen sich Waldow und IIL-Anwalt Klaus Fischer beim Dresdner Notar Georg Schildge, der am Ballabend beim Gespräch zwischen Metz und Waldow dabei war. Entgegen früheren Behauptungen gaben Waldow und Fischer zu, dort nicht über einen Vergleich verhandelt, sondern lediglich „die Lage sondiert" zu haben. Schildge erklärte, nicht in Metz Auftrag, sondern im Eigeninteresse gehandelt zu haben: „Die Summe wirkte elektrisierend." „Herr Schildge hat eigenmächtig gehandelt", sagte Metz. „Ich habe ich ihn aufgefordert, das zu unterlassen." , Klärung könnte nun ein Kreuzverhör bringen. Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.
Von Stefan Locke