Sächsische Zeitung, 05.09.2005
Parteien-Hoch
Umfrage. Vor der Bundestagswahl sind Parteibücher wieder beliebt.
Die vorgezogene Bundestagswahl hat den großen Parteien in Sachsen mehr Eintritte als sonst beschert. Am meisten profitierte die CDU mit 190 Parteieintritten seit 22. Mai. An diesem Tag hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erstmals Neuwahlen ins Spiel gebracht. Die PDS registrierte seitdem 70, die SPD 62 neue Mitglieder. Die Grünen stehen mit 30 zu Buche. Auch die FDP sprach von einem deutlich gewachsenen Interesse – seit Jahresbeginn wurden 95 neue Liberale gezählt.
Nach Ansicht von CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer gibt es keinen besseren Zeitpunkt zum Parteieintritt als vor einer Richtungswahl. „Die vielen Neueintritte sind ein großer Vertrauensbeweis“, sagt der 30-Jährige. Mit 14 793 Mitgliedern ist die Union derzeit zahlenmäßig zweitstärkste Kraft.
15 045 Genossen zählt gegenwärtig die Linkspartei.PDS. „Momentan treten bei uns monatlich im Schnitt 18 Neumitglieder ein. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung“, sagte Wahlkampfchef Rico Gebhardt. Allerdings wird das gute Ergebnis durch die generelle Entwicklung geschmälert. Vor allem infolge von Todesfällen werde die Mitgliederzahl am Jahresende voraussichtlich bei etwa 14 800 liegen, hieß es.
Die SPD hat in absoluten Zahlen seit Mai an Mitgliedern leicht verloren. 4 426 Sozialdemokraten Ende Mai standen 4 405 zum Monatsende August gegenüber. Die Partei sprach von einer „stabilen Lage“. Landeschef Thomas Jurk freut sich, dass immer mehr junge Leute den Weg zur SPD finden. Auffällig sei, dass sich die Neuen sofort stark in den Ortsvereinen engagierten.
Die Grünen verbuchen prozentual den größten Aufwind. Denn bezogen auf die Mitgliederzahl von derzeit rund 950 fallen die 30 Parteieintritte seit Ende Mai, vor allem in den Großstädten, besonders ins Gewicht.
Sachsens Liberale spüren wachsendes Interesse an ihrer Partei schon seit dem Einzug in den Landtag und den Erfolgen bei der Kommunalwahl 2004. Die aktuelle Mitgliederzahl beträgt 2 565.
Von Jörg Schurig (dpa)