LVZ / Wurzener Tageblatt / Muldentalzeitung, 07.02.2001
SPD-Landratskandidat übt Kritik an der regionalen Wirtschaftspolitik
Karl-Heinz Ligotzki und der SPD-Wirtschaftssprecher Karl Nolle (MdL) beantworten Fragen
MULDENTALKREIS. Den Rücken für die Landratswahl stärken dem Kandidaten Karl-Heinz Ligotzki drei Wochen nach seiner Nominierung die Genossen der SPD-Landtagsfraktion.
Karl Nolle, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, und die verkehrspolitische Sprecherin Simone Raatz weilten am Montagabend zum öffentlichen Wirtschaftsforum des Kreisverbandes im Nischwitzer Hotel zur Mühle. Etwa zwanzig Gäste folgten der Einladung und diskutierten mit den Abgeordneten über die aktuelle Situation im Freistaat und der Region.
Ligotzki, der 45-jährige Ministerlairat im Rechnungshof Leipzig, richtet schließlich sein Wahlprogramm auf die Themen Wirtschaft und Arbeit. „Die Schaffung von Jobs muss zur Pflichtaufgabe für die Kommunalverwaltung werden." Immerhin fügt er an, stünden die regionalen Gewerbegebiete zur Hälfte leer, jeder siebente Jugendliche verließe das Muldental in Richtung Westen und selbst an der Infrastruktur kranke es. „Wir sind als einziger Kreis nicht im Mitteldeutschen Verkehrsverbund - warum frage ich?"
Überdies bemängelte Ligotzki, dass Grimma und Wurzen zu wenig vom Speckgürtel Leipzigs profitieren und obwohl die Region für den Straßenausbau ungefähr 100 Millionen Mark Investbedarf hätte, in diesem Jahr lediglich neun Millionen eingeplant sind. „Davon sind sogar noch sieben Millionen Mark Fördergelder vom
Freistaat." Nolle führte den Rundumschlag Ligotzkis bei seinem halbstündigen Referat weiter, konzentrierte sich dabei aber eher auf Folgen verfehlter Wirtschaftspolitik. „Zehn Jahre deutsche Einheit sind weder ein Grund zum Jubeln noch zum Jammern." .Abwanderung. Lohndumping. Elitenverlust, Überalterung und die freistaatliche Förderpolitik für Unternehmen kritisierte er besonders heftig.
Erst als Ligotzki ihn fragte, wie die SPD es besser machen würde, ließ Nolle die Katze aus dem Sack. Demnach verspricht sich der Sozialdemokrat durch Angleichung der Löhne die Erhöhung der Kaufkraft, durch Vergabezwänge bei öffentlichen Aufträgen ein Ende des ruinösen Preiskampfes. Ein rechter Dialog zwischen Gästen und Experten kam am Montag in Nischwitz dennoch nicht auf. Zu lang reagierte Nolle auf die wenigen Zwischenfragen.
(von Kai-Uwe Brandt)