Sächsische Zeitung, 15.03.2006
SPD lässt Chefkritiker im Stich
Dresden. Der Streit zwischen dem SPD-Landtagsabgeordneten Karl Nolle und der Fraktions- und Parteispitze der Sozialdemokraten hat zum offenen Bruch geführt. Nolle gab gestern sein Amt als wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion auf. Ob er sein Landtagsmandat behält, ist vorerst unklar.
Der 61-jährige Druckunternehmer hatte wiederholt Missstände in der Zusammenarbeit von SPD-Wirtschaftsminister Thomas Jurk und Fraktion kritisiert. Dabei warf er Jurk, der auch SPD-Landeschef ist, mangelnde Kommunikation und Ausgrenzen eigener Abgeordneter vor. Für diese Kritik war Nolle zuletzt von SPD-Fraktionschef Cornelius Weiss gerügt worden.
Mit Nolle droht Sachsens SPD eines ihrer populärsten Mitglieder zu verlieren. Seit Jahren drängt er immer wieder auf die Aufklärung von schwelenden Affären und Skandalen und war dabei zum Teil sehr erfolgreich. Nolle ist zudem der bisher einzige bekannte SPD-Politiker, der wiederholt den Koalitionspartner CDU offen kritisierte. (SZ/gs)
