DNN/LVZ, 14.06.2006
Dirk Panter soll Sachsen-SPD profilieren
Dresden/Leipzig. Seit Monaten schon steht die Sachsen-SPD vor dem Problem, landesweit als Partei kaum erkennbar zu sein. Zwar melden sich die beiden SPD-geführten Ressorts, Wirtschaft und Wissenschaft, von Zeit zu Zeit zu Wort, und auch die Landtagsfraktion sorgt schon mal für eine Pointe. Die Landesgeschäftsstelle in Dresden aber ist faktisch nicht vorhanden - kaum mal ein Statement zur aktuellen Lage, kein Engagement in landespolitischen Fragen.
Das soll sich nun ändern. Nach dem Willen von SPD-Chef Thomas Jurk wird es einen neuen Landesgeschäftsführer an der Spitze geben, der die Parteizentrale an der Elbe nicht nur verwaltet. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich dabei um den Banker Dirk Panter. Der 32-Jährige hat in Leipzig studiert und anschließend in London für die Investment-Bank JP Morgan gearbeitet.
In der vergangenen Woche hat die Personalie das Präsidium passiert. Dabei soll Panter als neuer "politischer Landesgeschäftsführer" die Partei in Sachsen kampagnenfähiger machen. Daran gab es im Vorfeld heftige Kritik. Der Neue erhalte "Top-Konditionen", schimpfte der Leipziger SPD-Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber öffentlich, gleichzeitig plane Jurk einen Personalabbau in der Partei. Hintergrund ist ein Reformpaket, wonach von derzeit zehn Regionalgeschäftsführern vier gestrichen werden sollen.
Dabei ist die Neuausrichtung der Parteizentrale für die SPD bitter nötig. Zum einen ist Landeschef Jurk mit seinen Ämtern als Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident ausgelastet und hat wenig Zeit für den Aufbau der mitgliederschwachen Partei. Zum anderen aber macht den Sozialdemokraten die Tatsache Sorgen, dass andere Parteien weitaus präsenter sind - nicht zuletzt der Koalitionspartner CDU, der mit Michael Kretschmer einen agilen CDU-Generalsekretär vorzuweisen hat.
Die Folgen für die SPD sind wenig komfortabel. So sorgt Kretschmer immer wieder mit knackigen Äußerungen für Furore, treibt den kleinen Koalitionspartner fast im Alleingang vor sich her. Dagegen ist es dem Zwickauer SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Weigel als neuem Vorstandssprecher bisher nur selten gelungen, dem CDU-Mann Paroli zu bieten.
Mit Panter will Jurk jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen soll der Neue die Parteizentrale auf Vordermann bringen, zum anderen soll er politische Akzente setzen - und Weigel unterstützen.
Jürgen Kochinke