DNN/LVZ, 14.08.2006
Kreativität und Eigennutz
Dresdner Depesche von Jürgen Kochinke
Als Land der Tüftler und Erfinder gilt Sachsen seit eh und je. Ob Böttgers Porzellan, Melittas Filtertüte und Lingners Odol-Mundwasser - stets ist die Kreativität der sächsischen Bevölkerung sprichwörtlich. Was liegt da näher, als den Innovationspreis im Freistaat 2007 „einfallsREICH - Sachsen!" zu nennen? Hier zu Lande gedeihen die guten Ideen ja quasi auf dem Feld nebenan. Davon überzeugte sich unlängst Verbraucherschutzministerin Helma Orosz bei einer Betriebsbesichtigung in der Mühle und Bäckerei Bärenhecke, immerhin eines der ersten Brotback-Unternehmen im Freistaat mit Zertifikat. Qualitätsmanagementsystem nach ISO-Norm 9001 heißt das. Tolle Sache! Und weil Kreativität gefragt war, stellte Orosz anschließend einfallsreich fest: „Brötchen: ein Zusammenspiel von Getreide, Wasser und Know-how." Preisverdächtig.
Innovativ geht es manchmal auch in Beamtenstuben zu. Landtagsdirektor Christopher Metz zum Beispiel war reichlich kreativ, um das Private mit dem Dienstlichen zu verbinden. Als seine erste Landtagskarosse für die vielen Privattrips nicht mehr reichte, gab es flugs eine zweite; als seine Freundin ihr Kommen am Flugplatz ankündigte, schickte er prompt seinen Landtags-Chauffeur. Und eine vom Steuerzahler versüßte Fortbildung in Italien fördert den Ideenreichtum von Behördenleitern natürlich eher als das bloße Verwalten im Landtag. Schade nur, dass das manch anderer anders sieht. „Ein Spitzenbeamter sollte genau wissen, wann Gemeinnutz in gemeinen Eigennutz umschlägt", meinte SPD-Mann
Karl Nolle zur Affäre um Dienstwagen und Privattansfers. Das wiederum war durchaus kreativ formuliert.