Sächsische Zeitung, 28.08.2006
Der rechte Weg ins Stadion
Landtag. NPD-Mann Uwe Leichsenring spielt beim Fußball lieber im „VIP-Raum“.
Dresden. Wer ein Fußballspiel sehen will, stellt sich an der Kasse an und kauft ein Ticket. Doch es geht auch anders. Beispielsweise, wenn man Abgeordneter der NPD-Landtagsfraktion ist und schmuckes Briefpapier verwendet.
Mit Hilfe seines Abgeordneten-Ausweises hat der Parlamentarische Geschäftsführer der NPD-Fraktion, Uwe Leichsenring, jetzt versucht, Karten für das Spiel von Dynamo Dresden gegen den VfB Lübeck Mitte Oktober zu bekommen. „Am Tage des Spieles (...) weile ich in Ihrer Stadt und würde als Mitglied des Sächsischen Landtags gern mit Entscheidungsträgern Ihres Fußballclubs und Vertretern der Wirtschaft im Raum Lübeck ins Gespräch kommen“, erklärt Leichsenring in einem Schreiben auf Landtags-Briefpapier an den VfB Lübeck.
Eine simple, einzelne Tribünenkarte reichte dem Fußballfreund aber nicht. „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir und meinen Mitarbeitern drei Karten mit der notwendigen Zugangsberechtigung zu Tribünenbereich/VIP-Raum sowie eine Einfahrgenehmigung ins Stadion (...) zu Verfügung stellen würden“, schreibt Leichsenring weiter. Dass er der NPD-Fraktion angehört, lässt der Fahrlehrer jedoch völlig unerwähnt. Und das geht auch nicht aus der beigefügten Kopie seines Abgeordneten-Ausweises hervor. Auch ein Hinweis darauf, ob und wie er zahlen möchte, fehlt.
„Mir geht’s darum, dass ich Wissen sammle über die Finanzierung von Stadien und mit den Leuten dort ins Gespräch komme“, verteidigte Fußballfreund Leichsenring gestern auf SZ-Anfrage seine Karten-Bitte. Und fügt noch rasch hinzu: „Meistens bezahle ich die Karten selbst.“
Das dürfte auch im Fall des Lübecker-Auswärtsspiels von Dynamo erforderlich werden. Nach Recherchen der „Lübecker Nachrichten“ erhält Leichsenring vom VfB keine Freikarten. Dort ist man eher verwundert über das Vorgehen eines Landtagsabgeordneten.
Von Annette Binninger