Sächsische Zeitung, 30.08.2006
Landesbank: Ermittlung gegen Ex-Vorstand
Affäre. Der Staatsanwalt ermittelt gegen den früheren Vize-Chef Hans-Werner Klumpp.
Drei Vorstände der Landesbank mussten seit Anfang 2005 gehen. Doch während sich die Ex-Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs inzwischen einer Art Vorruhestand mit fortgesetzten Bezügen erfreuen dürfen, ist der frühere Vize-Chef Hans-Werner Klumpp jetzt ins Visier der Justiz geraten.
Aufgrund von zwei Strafanzeigen gegen Klumpp hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Ermittlungen aufgenommen. Das bestätigte der Sprecher der Justizbehörde, Ricardo Schulz, gestern auf SZ-Anfrage. Um welchen Sachverhalt es dabei geht und wer die Anzeigen erstattet hat – dazu wollte sich die Staatsanwaltschaft jedoch nicht näher äußern. Nur soviel gab die Leipziger Justizbehörde preis: Ja, sie habe „zur Prüfung der gegen Herrn Klumpp erhobenen Vorwürfe“ den Untersuchungsausschuss des Landtags um Kopien der Aussagen-Protokolle von Klumpp gebeten.
Affären im Akkord
Mehrfach hatte die Landesbank in den vergangenen anderthalb Jahren wegen ihrer Finanzgeschäfte im Ausland, überteuerten Dienstwagen und einer Art Kabale und Liebe innerhalb der Führungsspitze für üppigen Affären-Stoff gesorgt. Klumpp, lange der einzige „Überlebende“ der früheren Führungsetage, war schließlich im vergangenen November über einen Telefonmitschnitt gestolpert. In dem Gespräch hatte er einen heutigen Prozessgegner der Bank aufgefordert, Details aus dem Privatleben anderer Vorstände an die Presse zu lancieren.
Ein weiteres Kapitel in der Dauerskandal-Geschichte der Landesbank wird bereits am Montag geschrieben. Da will das Oberlandesgericht Dresden über eine Klage auf 140 Million Euro Schadenersatz entscheiden. So viel wert sei ihr 49-prozentiger Anteil an der gemeinsamen Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL), behauptet die Immobilien- und Industrieleasing GmbH (IIL) des Tutzinger Unternehmers Ludwig Hausbacher – während die Landesbank von einem einstelligen Betrag ausgeht. Das Landgericht Leipzig hatte die IIL-Klage Anfang März in Bausch und Bogen abgewiesen. Beobachter rechnen auch diesmal mit einer Niederlage der Tutzinger.
Nur zwei Stunden später wird im gleichen Gerichtsgebäude über eine eher groteske Situation innerhalb der MDL verhandelt. Ende Juli hatte der Minderheitsgesellschafter IIL für das Unternehmen kurzerhand eine Hauptversammlung einberufen, ohne den Mehrheitsgesellschafter, die Landesbank, darüber zu informieren. Dabei wurde der Aufsichtsrat teilweise neu besetzt und ein neuer MDL-Vorstand berufen. Der erteilte als eine seiner ersten Amtshandlungen dem vor Jahren eingesetzten Vorstand Rainer Born Hausverbot und kündigte nach Gerichtsangaben allen MDL-Mitarbeitern arbeitsrechtliche Konsequenzen an, wenn sie Kontakt mit Born aufnähmen. Der wiederum geht dagegen nun gerichtlich vor. Während die Landesbank von einem „absurden Spiel“ spricht, war IIL-Sprecher Andreas Waldow für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Nun muss das Gericht entscheiden.
Von Annette Binninger