Sächsische Zeitung, 31.08.2006
NPD-Mann verunglückt im Auto tödlich
Unfall. Der Fahrlehrer und Landtagsabgeordnete Uwe Leichsenring fährt auf der B 172 in den Tod.
Mit „großer Betroffenheit“ hat die Verwaltung des Landtag in einer Erklärung gestern auf den Tod des NPD-Politikers Uwe Leichsenring reagiert. Fraktionschef Apfel nannte den 39-Jährigen einen „führenden Aktivisten“ der Partei. Innerhalb von Stunden hatte sich die Nachricht vom Unfall des NPD-Mannes verbreitet.
Am Vormittag kurz vor halb elf sind selbst hartgesottene Verkehrspolizisten und Rettungskräfte erschüttert über den Anblick am Unfallort auf der B 172 zwischen Pirna und Krietzschwitz. Ein völlig zerstörter E-Klasse-Mercedes und ein umgestürzter Mercedes-Lkw liegen zu beiden Seiten der Straße. Trümmer des wuchtigen Zusammenpralls sind meterweit auf dem Feld verstreut. Augenzeugen finden so genannte Schulhof-CDs der rechtsextremistischen NPD und Utensilien des FC Dynamo Dresden.
Frontaler Zusammenstoß
Der 59-jährige Lkw-Lenker liegt eingeklemmt im Fahrerhaus, kann befreit und in die Klinik gebracht werden. Der Fahrer des Pkws ist sofort tot. Sein Körper wird von der Wucht des Aufpralls zerrissen. Anhand von Ausweisen an der Leiche stellen Beamten fest, dass der Mercedes auf Uwe Leichsenring zugelassen ist. Eine Identifizierung sei nicht sofort möglich, so die Polizei.
Zum Unfallhergang teilte die Polizei später mit: Leichsenring, von Beruf Fahrlehrer, sei auf einer langen geraden Straße aus einer Fahrzeugkolonne ausgeschert, um zu überholen. Dabei sei er mit dem Lkw frontal zusammengestoßen. Zur Klärung der Unfallursache waren ein Sachverständiger und ein Staatsanwalt aus Pirna vor Ort. Heute werden Gerichtsmediziner die Leiche untersuchen.
Leichsenring war zu letzt öffentlich und auch in der eigenen Partei in die Kritik geraten. Die Fraktion hatte förmlich missbilligt, dass er versucht hatte, sich als Abgeordneter privilegierten Zugang in den VIP-Bereich des Lübecker Fußballstadions zu verschaffen. Fast zeitgleich mit dem Unfall hatte Leichsenring gestern eine ausführliche Erklärung verbreiten lassen, in der er versuchte, sein Verhalten zu erklären.
Prüftermin zunächst abgesetzt
Außerdem sollte heute das sächsische Verfassungsgericht prüfen, ob der Ausschluss des NPD-Abgeordneten von Landtagssitzungen wegen Volksverhetzung rechtmäßig war. Der Termin wurde „aus Pietätsgründen“ gestrichen. Wenn die Richter der Meinung seien, „dass es sich um ein Verfahren von besonderem öffentlichen Inte resse handelt, wäre es möglich, dass es fortgesetzt wird“, sagte Gerichtssprecher Thomas Pastor. Leichsenring hatte in einer Landtagsdebatte gefordert, gewalttätige linke Demonstranten mit Sonderzügen zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe zu bringen. Auf den Zwischenruf, mit Sonderzügen kenne sich die NPD aus, hatte er entgegnet: „Ja, ja, manchmal wünscht man sie sich wieder, wenn ich manchen so sehe.“ Das führte zum Ausschluss.
Nach Auskunft der Landeswahlleiterin werde nun der NPD-Kandidat René Despang als Nachrücker für Leichsenring angeschrieben.
Von Thomas Schade