DNN/LVZ, 31.08.2006
NPD-Abgeordneter Leichsenring stirbt bei Autounfall
Dresden. Er war das Aushängeschild der Neonazi-Szene in der Sächsischen Schweiz, gestern kam er bei einem Unfall ums Leben: Uwe Leichsenring, NPD-Landtagsabgeordneter und Fraktionsvize, starb gegen 10.30 Uhr in seinem Mercedes auf der Bundesstraße 172 zwischen Königstein und Dresden. Nach Angaben der Polizeidirektion stieß der 39-Jährige beim Überholen frontal mit einem entgegen kommenden Lastwagen zusammen und erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen. Der Lkw-Fahrer wurde eingeklemmt und mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
Nach Polizeiangaben war der Unfall "sehr heftig". Die B 172 war stundenlang gesperrt. Es seien Ausweisdokumente von Leichsenring gefunden worden, die Identifizierung selbst dauerte am Nachmittag noch an. Der Fahrschullehrer hinterlässt eine Partnerin und ein Kind. Nach den Austritten von drei NPD-Landtagsabgeordneten Ende vergangenen Jahres ist dies für die Rechtsextremen ein weiterer schwerer Schlag. So galt Leichsenring - neben Fraktionschef Holger Apfel - als Führungskader der Partei im Freistaat. Und im Gegensatz zu dem aus Hildesheim kommenden Apfel war Leichsenring in der Region fest verankert, vor allem in der Sächsischen Schweiz. Schon deshalb schlossen Insider nicht aus, dass er als NPD-Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf 2009 hätte ziehen können.
Dabei sorgte Leichsenring in der Vergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen, unter anderem als er wegen des Verdachts der Volksverhetzung von Landtagssitzungen ausgeschlossen wurde. In einer Debatte hatte Leichsenring gefordert, gewalttätige linke Demonstranten mit Sonderzügen nach Karlsruhe zu bringen. Auf einen Zwischenruf aus dem Plenum, mit Sonderzügen kenne sich die NPD aus, hatte er entgegnet: "Ja, manchmal wünscht man sie sich wieder". Heute sollte vor dem Landesverfassungsgericht dazu die Entscheidung fallen, der Termin wurde aber "aus Pietätsgründen" abgesagt.
Für Furore sorgten auch die Verbindungen zwischen Leichsenring und der verbotenen Neonazi-Trupppe Skinheads Sächsische Schweiz (SSS). Laut Verfassungsschutz hatte der NPD-Mann von "meinen Freunden" von der SSS gesprochen. Zuletzt war Leichsenring allerdings auch NPD-intern in die Kritik geraten, weil er auf Landtagsbriefpapier Gratis-Karten für ein Auswärtsspiel von Dynamo Dresden beim VfB Lübeck erbeten hatte. Dadurch sei der fatale Eindruck "ungerechtfertigter Privilegien" entstanden, hatte die NPD-Fraktion mitgeteilt und Leichsenring eine Missbilligung ausgesprochen.
Im Herbst vergangenen Jahres war die Dresdner NPD-Direktkandidatin Kerstin Lorenz wenige Tage vor der Bundestagswahl gestorben. Für Leichsenring rückt nun der 34-jährige Dresdner NPD-Kreischef René Despang in den Landtag nach.
Jürgen Kochinke