DNN/LVZ, 19.09.2006
Buttolo fordert zusätzlichen Bericht an
Nachdem es am Wochenende erneut Vorwürfe von Seiten der Anwälte der Familie Rudolph gegen die Dresdner Ermittler gegeben hatte, hat der sächsische Inneminister Albrecht Buttolo (CDU) einen Bericht von der Polizeidirektion Dresden angefordert. "Es geht um das, was neu hinzugekommen ist", sagte Ministeriumssprecher Lothar Hofner auf DNN-Anfrage. Dazu gehöre etwa die Frage, wie lange die Polizei bei der Befreiung Stephanies zum Öffnen der Tür brauchte. Geklärt werden müsse zudem, ob die Eltern nach der Befreiung wirklich nicht sofort über das Schicksal ihrer Tochter informiert wurden.
Polizeisprecher Thomas Herbst verteidigte gestern noch einmal das Vorgehen der Polizei bei der Befreiung des entführten Mädchens. Es sei eine Frage der Abwägung gewesen, ob das Sondereinsatzkommando (SEK) aus Leipzig gerufen werden sollte oder der Schlüsseldienst. "Die gewählte Variante war richtig", meinte Herbst. Dass Stephanie schließlich heil gefunden wurde, bestätige die Richtigkeit des Vorgehens der Sonderkommission. Fehler seien auch passiert, was die Polizei aber bereits zugegeben habe. Der Fall Stephanie sei außergewöhnlich. "Da gibt es kein Patentrezept", sagte Herbst. Was passiert wäre, wenn die Polizei zum Teil anders vorgegangen wäre, bleibe reine Spekulation.
Der Verein Weißer Ring, der bundesweit Kriminalitätsopfer und ihre Familien betreut, hat unterdessen Verständnis für die Schadensersatzforderungen von Stephanie und ihrer Familie geäußert. Dass nach Pannen Geld von Behörden gefordert werde, "dazu hat jeder Bürger das Recht", meinte Pressesprecher Helmut K. Rüster auf DNN-Anfrage, "unter den Teppich kehren darf man solche Sachen nicht." Seiner Meinung nach hat es in Deutschland bereits Fälle gegeben, wo Schadensersatz gefordert und auch bezahlt wurde. Einen konkreten konnte er aber nicht nennen.
Jörn Käsebier