Sächsische Zeitung, 05.10.2006
„Mister Riesa“ im Visier der Justiz
Verfahren. Die Dresdner Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen den früheren OB Wolfram Köhler.
Dresden. Er kam, sah und siegte. Für Riesas Ex-Oberbürgermeister Wolfram Köhler (CDU), den einstigen Olympia-Staatssekretär der Staatsregierung, schien dieser Satz stets aufzugehen.
Dabei ist das Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden, das im Sommer 2005 von den Sonderermittlern der dortigen Antikorruptionseinheit gegen den einstigen Spitzenpolitiker der Union aufgenommen wurde, noch längst nicht abgeschlossen. „Wir ermitteln wegen Vorteilsnahme“, bestätigte Oberstaatsanwalt Christian Avenarius gestern auf SZ-Anfrage. Die Vorwürfe gegen Köhler gingen in die Zeit vor seiner OB-Tätigkeit zurück, als er noch Geschäftsführer der Sport-Arena in Riesa war; und sie gehören in den Kontext der Vorwürfe gegen den früheren MDR-Sportchef Wilfried Mohren, gegen den wegen Korruptionsverdacht ermittelt wird.
Auch Köhler hatte einen Vertrag mit der Agentur von Mohrens Ehefrau abgeschlossen. Köhler soll Mohren dazu veranlasst haben, Sport-Veranstaltungen in der Riesa-Arena „besonders herauszustreichen“, heißt es dazu vorsichtig vonseiten der Staatsanwaltschaft.
Köhler zeigte sich gestern auf SZ-Anfrage überrascht darüber, dass noch immer gegen ihn ermittelt werde. „Da gibt es nichts, das habe ich immer gesagt“, erklärte er. Daher habe er sich in dieser Angelegenheit auch nicht einmal einen Rechtsanwalt genommen. Ende der 90-er Jahre habe er als Geschäftsführer der Erdgas-Arena überall „Verbindungsleute“ gesucht, um weitere Sport-Veranstaltungen nach Riesa zu bringen, so Köhler. „Da hat sich Mohren eben angeboten, zwei Fußball-Hallenturniere in die Arena nach Leipzig zu holen.“
Von Annette Binninger