Sächsische Zeitung, 07.10.2006
Inselgewinne
Kommentar von Ulrich Wolf über die Geschäfte der sächsischen Landesbank in Irland
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Doch wie ist zu kontrollieren, was nicht verständlich ist? Die von Dublin aus gemanagten Kapitalmarktgeschäfte der sächsischen Landesbank sind so ein Ding. Wer vermag die Risiken von „Constant Maturity Swaps" oder „OTC-Indexoptionen" bewerten? Das Kontrollgremium der Landesbank, ein überwiegend aus Politikern bestehender Verwaltungsrat, jedenfalls nicht. Selbst der ein oder andere Bankvorstand dürfte mit dem Wissen um das Geschehen in Dublin überfordert sein.
Ja und? Stellt jemand die hochkomplexe Chipfertigung in Dresden infrage, die Nano- oder die Biotechnologie, nur weil das naturwissenschaftliche Wissen dafür fehlt? Allerdings: Für die Risiken, die mit diesen Technologien verbunden sind, stehen private Investoren ein. Bei der Landesbank hingegen ist es die öffentliche Hand.
Sie muss einigen kaum kontrollierbaren Experten in Irland vertrauen, soll die Landesbank weiter Gewinne abwerfen wie bisher. Will sie das nicht, muss sie sich vom Dublin-Geschäft trennen - und damit von der Landesbank. Die kann ohne die Gewinne von der grünen Insel nicht überleben. (Wirtschaft)
wolf.ulrich@dd-v.de