DNN/LVZ, 01.12.2006
Herbstbelebung im November
Dresden/Chemnitz. Gegen Arbeitslosigkeit ist endlich ein Kraut gewachsen: Man nehme schönes Wettes, eine kräftige Brise konjunkturellen Aufschwung und einen deutlichen Rückgang an Arbeitskräften: schon sinken die Erwerbslosenzahlen.
Sachsen verzeichne die niedrigste November-Arbeitslosigkeit seit zehn Jahren, sagte gestern der Chef der sächsischen Landesarbeitsagentur, Karl Peter Fuß. 329691 Männer und Frauen waren im Freistaat ohne Beschäftigung, 3856 weniger als im Oktober und 35785 weniger als im November 2005. Und noch ein Vergleich: Im Februar dieses Jahres, dem Monat mit der zumeist höchsten Arbeitslosigkeit, waren 428413 Sachsen ohne Job. Damit ging in nur neun Monaten die Zahl der erwerbslos gemeldeten Sachsen um über 100.000 zurück.
Fuß machte dafür die gute Auftragslage in den sächsischen Unternehmen, die hohe Nachfrage nach Kräften im Außenbereich und auf dem Bau verantwortlich. Zugleich erwarte er für Dezember wieder einen leichten Anstieg. "Irgendwann kühlt es sich dann doch ab", orakelte er. "Allerdings dürfte der Abstand zum Vorjahr bleiben."
Zugleich machte er als Grund für den Rückgang die demografische Entwicklung verantwortlich. "Die Zahl der Beschäftigten ist nicht in dem Maße gestiegen, wie die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist." Die Anzahl der Menschen, die für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden, sei bereits seit Jahren rückläufig.
Sorgen bereite auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Trotz eines Rückgangs von 3300 im Vergleich zum Oktober seien immer noch 39674 junge Sachsen ohne Job. Mehr als die Hälfte von ihnen beziehe mittlerweile Arbeitslosengeld II, sei also langzeitarbeitslos, ein Drittel habe keine abgeschlossene Ausbildung. Die Agentur wolle deshalb der Betreuung Jugendlicher im kommenden Jahr eine größere Bedeutung schenken.
Um in der Stadt Dresden Jugendliche beim Einstieg in das Berufsleben nachhaltig zu unterstützen, bietet die Arbeitsagentur hier Unternehmen, die junge Arbeitslose unter 25 Jahren einstellen, einen einmaligen Lohnkostenzuschuss an. Außerdem fördert sie noch bis Ende 2006 die Einstellung von Jugendlichen mit geringer oder ohne Berufserfahrung mit einem einmaligen Zuschuss an Arbeitgeber von bis zu 5000 Euro bei der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von mindestens sechs Monaten Dauer. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen in der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet sind und dort Leistung beziehen. Von Ende Juli bis Ende November wurden über diese Förderung 329 Jugendliche in Unternehmen der Stadt Dresden eingestellt.
Im Freistaat glänzt der Agenturbezirk Plauen mit der geringsten Arbeitslosenquote - sie liegt bei 12,4 Prozent - , während der Agenturbezirk Bautzen (17,7) am schlechtesten dastehe, gefolgt von Leipzig mit 16,6 Prozent. Allerdings ging im Vergleich aller drei Regierungsbezirke in Leipzig die Zahl der Arbeitslosen (minus 1,7 Prozent) am deutlichsten zurück. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Rückgang 12,7 Prozent.
Im Agenturbezirk Dresden schlagen mit 36943 Arbeitslosen 531 weniger zu Buche als im Oktober. Die November-Quote sank daher von 12,7 auf 12,6 Prozent und liegt damit im Freistaat-Vergleich sehr günstig. Von diesem Rückgang haben am meisten Jugendliche profitiert. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren sank gegenüber dem Vormonat um 408 oder 6,7 Prozent auf 5670. Dies waren 901 oder 13,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Der sächsische DGB-Vorsitzende Hanjo Lucassen warnte vor einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit von Menschen über 55 Jahren. Entgegen dem allgemeinen Trend sei die Arbeitslosigkeit von Älteren im Jahresvergleich sogar noch angewachsen. "Derzeit sind in Sachsen 48 693 Männer und Frauen über 55 Jahre arbeitslos", sagte er.
Für die Stadt Dresden rechnet der hiesige Agenturchef Thomas Wünsche bei anhaltend mildem Wetter auch für Dezember mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen. "Es ist zu erwarten, dass es durch das Weihnachtsgeschäft und den boomenden Tourismus in der Vorweihnachtszeit zu deutlichen Einstellungen im Handel, der Gastronomie sowie weiteren tourismusnahen Branchen kommt, soWünsche.
Schon im November sei der bei fast allenBerufsgruppen zu verzeichnen gewesen. Die stärksten Rückgänge gab es bei den Organisations-. Büro- und Verwaltungsberufen (minus 119), bei den Bau- und baunahen Fertigungsberufen (minus 109), bei den Schlossern und Mechanikern (minus 96), bei den Metall- und Elektroberufen (minus 72), bei den Ingenieuren (minus 56) sowie bei den technischen Sonderfachkräften (minus 40).
Andreas Dunte / Barbara Stock