Sächsische Zeitung, 01.12.2006
Schwelende Debatte über Nitzsche
Milbradt warnt CDU-Parteifreund vor weiteren Entgleisungen
Dresden - Sachsens CDU hat ihren Bundestagsabgeordneten Henry Nitzsche vor weiteren Entgleisungen gewarnt. „Dann ist er für die CDU untragbar“, sagte Parteichef und Ministerpräsident Georg Milbradt am Freitag in Dresden. Medienberichten zufolge hatte Nitzsche bei einer CDU-Veranstaltung gesagt, Deutschland dürfe „nie wieder von Multi-Kulti-Schwuchteln in Berlin regiert“ werden. Zudem soll er mit Blick auf den Umgang Deutschlands mit seiner Vergangenheit von „Schuldkult“ gesprochen haben. Milbradt zeigte sich „zutiefst empört“: „Er hat unserem Bemühen um einen aufgeklärtem Patriotismus einen Bärendienst erwiesen.“
Der sächsische CDU-Landesgruppenchef im Bundestag, Michael Luther, sagte dem Radiosender MDR-INFO: „Nitzsche hat manchmal die Tendenz, Dinge zu vereinfachen und sehr kräftig zu formulieren.“ Konsequenzen verlangte er nicht. Die CDU-Kollegen hätten Nitzsche deutlich gemacht, dass dies nicht ihr Stil sei. „Wir haben ihm geraten, sich das künftig besser zu überlegen. Damit ist für uns die Sache erst einmal abgeschlossen.“
Die strittigen Äußerungen stammen von einer CDU-Veranstaltung am 8. Juni in Lieske in Sachsen. Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer wies Kritik zurück, die Union habe den Vorfall lange Zeit verschwiegen. Die CDU habe ihre Position unmittelbar danach schnell und klar deutlich gemacht. „Wir haben gesagt, was Sache ist und ihm den Kopf gewaschen“, sagte Kretschmer der dpa.
Nitzsche meldete sich am Freitag auf seiner Internetseite zu Wort. „Meine einleitenden Worte zum Themenabend am 8. Juni wollte ich absichtlich provokativ formulieren, um eine Diskussion anzuregen. Leider muss ich im Nachhinein feststellen, dass die von mir gewählten Worte mehr als missverständlich waren. Das bedauere ich sehr“, schrieb Nitzsche und distanzierte sich von jeglichem rechtsradikalen Gedankengut. Die rechtsextreme NPD in Sachsen hatte Nitzsche nach Bekanntwerden der Äußerungen einen Aufnahmeantrag geschickt. (dpa)