Sächsische Zeitung, 14.12.2006
Von Lasten befreit
Umbau. Die Landesbank Sachsen hat ihrem Vorstand Rainer Fuchs gekündigt und hofft nun auf ruhigere Zeiten.
Leipzig. 22 lange Monate hatte Rainer Fuchs reichlich Freude an seinen Kontoauszügen. Obwohl er im Februar 2005 seinen Hut als Vorstand der Landesbank Sachsen nehmen musste, kassierte er sein Bruttogehalt weiter: rund 15000 Euro monatlich.
Nun ist dem amtierenden Vorstandschef der Sachsen-LB, Herbert Süß, der Kragen geplatzt. Als er erfuhr, dass Fuchs seit August dieses Jahres als Finanzvorstand für die Stuttgarter Altafides AG arbeitet und dafür 120000 Euro jährlich plus Tantiemen erhält, kündigte die Bank dem 46-Jährigen. Es sei nicht einzusehen, dass die Landesbank ihn weiter bezahle, sagte Süß am späten Dienstagabend in Leipzig. „Seit Anfang der Woche steht Herr Fuchs nicht mehr auf unserer Gehaltsliste.“ Der Vertrag mit dem früheren Vorstand wäre formal erst im kommenden Frühjahr ausgelaufen.
Klage gegen den Freistaat
Fuchs steht zusammen mit dem ehemaligen Vorstandschef Michael Weiss im Zentrum der Landesbank-Affären um Vetternwirtschaft, mangelnde Risikokontrolle, Falschaussagen und die Mitteldeutsche Leasing AG (MDL). Doch während Weiss sich bei fortlaufenden Bezügen mit seiner Familie nach Zypern zurückgezogen hat und ruhig verhält, geht Fuchs gerichtlich gegen die Bank und den Freistaat Sachsen vor. Zum einen fordert er von der Sachsen-LB Schadenersatz und die Rückgabe früherer Dienstvertrags-Insignien; zum zweiten klagt er auf „Widerruf und Unterlassung unwahrer ehrverletzender Behauptungen.“ Der Obmann der Grünen-Fraktion im Landesbank-Untersuchungsausschuss sprach gestern von einer „Ungeheuerlichkeit“, dass „Fuchs erst jetzt formal gekündigt worden ist“. Der Bankmanager hatte im Oktober vor dem Ausschuss erklärt, er selbst habe nie um seine Abberufung gebeten. Genau dies aber hatte Regierungschef Georg Milbradt (CDU) seinerzeit im Landtag erklärt.
Sachsen-LB-Lenker Süß jedenfalls stand die Erleichterung am Dienstagabend ins Gesicht geschrieben. Das Geldhaus habe in diesem Jahr „die größten Altlasten beseitigt“. Dazu gehörten auch die jahrelangen Auseinandersetzungen mit der bayerischen Firma IIL um die gemeinsame Tochter MDL. Einschließlich der Kosten für den außergerichtlichen Vergleich Ende Oktober habe die MDL bislang 25Millionen Euro gekostet, sagte Süß. Neben der IIL habe sich die Bank zudem vom früheren Geschäftspartner Alexander Ristow und seiner Immobiliengesellschaft TAG getrennt. „Beide haben ihre Kredite über insgesamt 35 Millionen Euro zurückgeführt“, sagte Süß. Mit der TAG und Ristow hatte Ex-Vorstand Fuchs eine Firma zur Verwertung von Problemimmobilien der Landesbank gegründet.
Schwarze Zahlen bei Töchtern
Süß zufolge gelang es der Bank in diesem Jahr, die Erträge teilweise zu verbessern und die Vorsorge für schwierige Kredite oder Verluste im Wertpapier- oder Beteiligungsgeschäft zu verringern. Der Gewinn vor Steuern werde voraussichtlich bei 50 Millionen Euro liegen – im vorigen Jahr waren es 20,2 Millionen Euro. „Angesichts der Sonderbelastung durch die MDL hat die Bank ein gutes Ergebnis erreicht“, sagte Süß. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Die Strategie, die Sachsen-LB zu einer Verbund- und Spezialbank umzubauen, schreite voran. „Mit den Sparkassen arbeiten wir vor allem im Kredit- und Fördergeschäft sowie bei Exportfinanzierungen zusammen“, sagte Süß, der vor seinem Landesbank-Job die Ostsächsische Sparkasse Dresden geführt hatte. Er betonte, dass inzwischen alle Banktöchter „schwarze Zahlen schreiben“, darunter auch die auf Beteiligungen spezialisierte CFH.
Anteilseigner der Sachsen-LB sind die öffentlich-rechtliche Holding Sachsen-Finanzgruppe mit 63und der Freistaat mit 37 Prozent. Zum immer wieder diskutierten Einstieg der Westdeutschen Landesbank gibt es Süß zufolge keinen neuen Stand. „Das ist eher ein Thema für 2007.“
Von Ulrich Wolf
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