Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 09.06.2007

Schauspieler und Mafiosi

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
WAS macht ein Abgeordneter, der am Landtagsmikrofon eine wichtige Rede hält, während die Sitzplätze seiner Fraktionskollegen komplett leer sind? In diese blöde Situation kam am Mittwoch Martin Dulig von der SPD. Statt von seinen Kollegen – wie im Plenum üblich – regelmäßig mit Beifall bedacht zu werden, hörten ihm die Vertreter der anderen Fraktionen nur stumm zu. Am Ende gab es dann natürlich auch keinerlei Applaus für den Sozialdemokraten. Doch Dulig blieb ruhig und reagierte auf ganz besondere Weise. Beim Zurücklaufen zu seinem Platz schritt er würdevoll durch den Saal und klatschte sich dabei ganz in Ruhe selber lautstark zu. Das fanden dann auch die anderen Fraktionen äußerst beeindruckend.

GROSSES Theater machten danach der PDS-Fraktionschef Peter Porsch und der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Fritz Hähle. Während der Debatte zur aktuellen Regierungpolitik hatte zuerst Porsch seine Rede mit so vielen Schiller-Zitaten aufpoliert, dass man glauben konnte, der große Dichter selbst steht am Pult. Die Folge: CDU-Mann Hähle stichelte in seiner Antwort prompt mit spöttischen Versen aus Schillers „Wilhelm Tell“ zurück. Das heizte die Stimmung in der Runde natürlich mächtig an. Und so mussten auch noch Schillers „Räuber“ für das Wortgefecht der beiden herhalten. Am Ende verzeichnete das Sitzungsprotokoll wechselnde Beifallsstürme und Buh-Rufe auf den Sitzplätzen von CDU und PDS. Was fehlte: Die Akteure Hähle und Porsch verneigten sich anschließend nicht vor ihrem Publikum.

DIE PDS-Abgeordnete Caren Lay hat dagegen ganz andere Sorgen. Sie gehört zu den fünf Mitgliedern der Parlamentarischen Kontrollkommission, die seit Wochen die Geheimakten des Verfassungsschutzes studieren müssen, um die vermutete Korruptionsaffäre aufzuklären. Eine aufreibende und anstrengende Sache. Lay versucht nun, der Aufgabe etwas Angenehmes abzugewinnen. Weil die Kontrollkommission des Landtages noch nie einen Anlass für eine attraktive Dienstreise hatte, schlug sie jetzt augenzwinkernd einen Ausflug nach Palermo vor. Aber aus der Studienreise wird wohl nichts. Warum mit Steuergeld nach Sizilien fliegen, wenn die Mafia vor der eigenen Haustür sitzt? Es bleibt also beim Leipziger Allerlei statt italienischer Köstlichkeiten. Blöde Sachsen-Mafia aber auch!

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: