BILD, 17.06.2007
24 Prozent wollen die neue Lafo-Partei wählen
Exklusiv-Studie zum Gründungsparteitag
Berlin – Die neue Linke – in aktuellen Umfragen liegt sie schon bei zwölf Prozent.
Und das Potenzial der Lafontaine-Partei ist noch viel größer. Eine Forsa-Studie im Auftrag von BILD am SONNTAG zum Gründungsparteitag an diesem Wochenende ergab: 24 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, bei Bundestags- wahlen für die Linkspartei zu stimmen!
In den neuen Bundesländern hat die Linke, die aus der ost- deutschen PDS und der west- deutschen Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) hervorgegangen ist, sogar ein Wählerpotenzial von 44 Prozent.
In den alten Ländern beträgt die grundsätzliche Zustimmung immerhin 19 Prozent.
Sorgen müssen sich vor allem die Grünen machen. Denn 43 Prozent ihrer Wählerschaft liebäugeln laut Forsa mit der Partei des früheren SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine.
Unter den Anhängern der Sozialdemokraten können sich 23 Prozent vorstellen, die neue Linke zu wählen. Im Lager von Union und FDP sind es neun beziehungsweise zwölf Prozent.
Allerdings: Die Linke soll Deutschland nicht regieren – findet eine große Mehrheit der Befragten. 74 Prozent halten die Partei auf Bundesebene nicht für regierungsfähig, nur 20 Prozent können sie sich als Teil einer Bundesregierung vorstellen.
Bemerkenswert: Selbst unter den Wählern der Linkspartei sagt jeder Dritte (32 %), die Lafontaine-Partei sei nicht imstande, Regierungsverantwortung zu übernehmen.
In den westlichen Bundesländern sprechen 75 Prozent der Linkspartei die Regierungsfähigkeit ab, im Osten sind es 66 Prozent.
Sollte Oskar Lafontaine – acht Jahre nach seinem Rücktritt als Finanzminister der Regierung Schröder – wieder ein Ministeramt übernehmen? Zwei Drittel (67 %) der Deutschen sagen: Nein!
Nur 25 Prozent können sich Lafontaine als Mitglied einer neuen Bundesregierung vorstellen. Am größten ist die Ablehnung im bürgerlichen Lager von Union (82 %) und FDP (81 %).
Bei den Anhängern der Linkspartei will sich jeder Vierte (25 %) nicht vorstellen, dass Lafontaine wieder regiert.
Beim Parteitag in Berlin stimmten die 800 Delegierten gestern einmütig – eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen – für die Fusion von PDS und WASG.
Oskar Lafontaine und Lothar Bisky wurden mit 87,9 Prozent beziehungsweise 83,6 Prozent zur Doppelspitze der neuen Linken gewählt. Lafontaine sagte seiner ehemaligen Partei den Kampf an.
Der von der SPD geprägte Begriff des „vorsorgenden Sozialstaats“ sei eine „unglaubliche Vokabel von denen, die Renten- und Arbeitslosenversicherung zerstört“ hätten, rief er unter dem Jubel der Delegierten. (...)
Von JOCHEN GAUGELE und BERNHARD KELLNER