BILD Sachsen, 16.07.2007
Darum ist Sachsens SPD so dramatisch abgestürzt
Nur noch.8 Prozent würden sie wählen
Dresden - Im vogtländischen Markneukirchen spielte die SPD am Samstag noch einmal große Volkspartei. Zum Parteitag sangen die Genossen Arbeiterlieder, SPD-Chef Thomas Jurk (45) spielte dazu Akkordeon.
Die gute Laune trügt. Noch nie ging es der SPD so schlecht wie heute. Nach einer FORSA-Umfrage würde sie nur noch von 8 % der Sachsen gewählt werden. Damit haben die Genossen sogar ihr mieses Ergebnis von 2004 (9,8 %) unterboten.
Warum geht's der SPD so schlecht? Immerhin regiert sie mit, Jurk ist Wirtschaftsminister und die Wirtschaft im Freistaat boomt! Politik-Professor Werner Patzelt (54, TU Dresden): „Die Partei hat zwei Riesen-Probleme: Alle wirtschaftlichen Erfolge werden der CDU zugeschrieben, weil die SPD erst drei Jahre mitregiert. Und direkt nach der Wende hat sie mit ihrem Ausgrenzungsbeschluss reformfreudige SED-Mitglieder draußen gelassen. Die gingen dann zur PDS. Deshalb wird die SPD immer zwischen dem Hammer CDU und dem Amboss Linkspartei kleingeklopft."
Außerdem fehlt es an gutem Personal. Leipzigs Ex-OB Wolfgang Tiefensee (52), größter Hoffnungsträger der Sachsen-Sozis, ging als Verkehrsminister nach Berlin.
Für den Posten der Kunstministerin musste man gegen heftige Widerstände auf die Ex-SED-Genossin Eva-Maria Stange (50) zurückgreifen. SPD-Urgestein Leo Schmitt (55) wechselte vergangene Woche zur Linkspartei. Und Andreas Weigel (42) musste sein Amt als Generalsekretär niederlegen, nachdem er wegen Betrugs verurteilt wurde. Seit Samstag macht Dirk Panter (33) den Job - ein unbeholfener Nachwuchs Politiker ohne Profil.
von Stefan Ulmen