Karl Nolle, MdL

Agenturen, dpa/sn, 17:32 Uhr, 19.08.2007

US-Hypothekenkrise: Auch Sachsen LB in Not - 17,3 Milliarden Euro

 
Leipzig/Dresden (dpa/sn) - Die anhaltende Krise auf dem US- Hypothekenmarkt hat erneut eine deutsche Bank in Bedrängnis gebracht. Die Landesbank Sachsen (Sachsen LB) erhielt kurzfristig einen Kredit von 17,3 Milliarden Euro von der Sparkassen- Finanzgruppe, wie die Sachsen LB mitteilte. Nach Angaben von Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) besteht für die Sachsen LB kein Insolvenzrisiko. «Wir hatten ein Liquiditätsproblem, und das ist dauerhaft und nachhaltig gelöst», sagte er am Samstag in Dresden. Die Bundesbank und die Bundesfinanzaufsicht BaFin begrüßten das Vorgehen der Sparkassen-Finanzgruppe.

Metz kündigte an, die Gremien der Sachsen LB und der Sachsen- Finanzgruppe an diesem Montag umfassend über die Rettungsaktion zu informieren. Auch der sächsische Landtag wird sich mit der milliardenschweren Finanzhilfe befassen. Der Haushalts- und Finanzausschusses wird voraussichtlich noch in dieser Woche zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Der Ausschuss-Vorsitzende Ronald Weckesser teilte am Sonntag mit, er werde die Einladung an die Mitglieder am Montag verschicken. Er schlage diesen Freitag (24. August) als Termin vor. Weckesser reagiert damit auf die Forderung verschiedener Landtags-Fraktionen und auf die Bitte von Metz.

Die FDP-Fraktion bezeichnete das Handeln der Landesbank als undurchschaubar und riskant. Ihr Vorsitzender, Holger Zastrow, warf der Bank vor, die Öffentlichkeit erneut getäuscht zu haben. Die Marktkrise sei so nicht erkennbar gewesen, sagte dagegen Metz. Mit den Papieren, in die derzeit kaum jemand investieren wolle, sei lange gutes Geld verdient worden.

Die Sachsen LB geriet durch die von ihrer Tochter Sachsen LB Europe verwalteten Gesellschaft Ormond Quay in die Schieflage. Die Investmentgesellschaft mit Sitz im irischen Dublin habe sich wegen des schwierigen Marktumfelds bei so genannten Commercial Papers (CP) nicht mehr ausreichend refinanzieren können, teilte die Bank mit. Dadurch sei die Bonität des gesamten Geldinstituts gefährdet gewesen. CPs sind Anleihen mit sehr kurzer Laufzeit. Mit Hilfe der Finanzspritze können die Papiere bei ihrer Fälligkeit eingelöst werden, hieß es.

Vor etwa drei Wochen musste die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB ähnliche Probleme einräumen: Durch Fehlspekulationen auf dem US- Hypothekenmarkt drohten Milliardenverluste. Die staatseigene Förderbank KfW, die mit 38 Prozent an der IKB beteiligt ist, hatte daraufhin eine Liquiditätslinie von 8,1 Milliarden Euro übernommen.

Minister Metz betonte, das Problem bei der Sachsen LB sei gelöst worden, ohne Haushaltsmittel des Landes oder beteiligter Kommunen in Anspruch zu nehmen. Die Lösung über den Kredit der Sparkassen- Finanzgruppe bezeichnete Metz als «wichtiges Signal an den Markt und den Bürger».

Laut Staatssekretär Wolfgang Voß hatte sich vor neun Tagen abgezeichnet, dass es zu Problemen bei der Liquidität der Bank kommen könnte. Vor gut einer Woche hatte das Institut jedoch noch alle Berichte über Probleme im Zusammenhang mit der Immobilienkrise zurückgewiesen.

«Die Umstellung der Refinanzierung der Ormond-Quay-Struktur wird das Jahresergebnis der Sachsen LB belasten», räumte Bank-Sprecher Frank Steinmeyer am Wochenende ein. Angaben des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel», wonach Bewertungsverluste von mindestens 500 Millionen Euro drohen, wollte er nicht bestätigen.

(Internet: www.sachsen-finanzgruppe.de; www.sachsenlb.de)
dpa vk/kt yysn z2 iki
191732 Aug 07

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