Dresdner Morgenpost, 30.08.2007
Minister versüßt sich das Desaster
Trotz Not-Verkauf der SLB: Staatsregierung will nichts von Rücktritt wissen
DRESDEN - Nach dem Crash der Landesbank Sachsen (SLB) und der eilig eingefädelten Übernahme durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stehen politische Konsequenzen weiter aus: Weder Finanzminister Metz noch der Vorstands-Chef der SLB, Süß, denken an Rücktritt. Im Gegenteil, die „Fusion" wird als Erfolg verkauft.
Ob neben den bekannten 17,3 Milliarden Euro noch weitere Kredit-Risiken der SLB bestehen, ist unklar. Finanzminister Horst Metz (CDU): "Zurzeit ist uns nicht mehr bekannt" An SLB-Vorstands-Chef Herbert Süß will Metz festhalten: „Er wird die Übergabe der Bank an die LBBW am Jahresende gestalten."
Metz zum Crash: „Für das Land ist ill das kein Desaster, wir haben die beste Variante gefunden. Es besteht zurzeit eine Situation auf dem Weltfinanzmarkt, vergleichbar mit der Flut 2002, eine einmalige Krise!"
Dem Minister und dem SLB Vorstand warf SPD-Wirtschaftsexperte
Karl Nolle am Rande der nichtöffentlichen Sondersitzung des Finanz- und
Haushaltsausschusses Kritikunfähigkeit vor: „Der Minister hat seine angebliche Erschütterung sogar vom Blatt ablesen müssen." Metz habe in der Sitzung gar erklärt: "Wir sind jetzt durch die Anteile an der LBBW im Besitz eines noch größeren Institutes."
Grünen-Fraktions-Chefin Antje Hermenau: „Minister Metz hat sich schlicht den Arsch verbrannt! Ein Sieg, wie er ihn feiert, sieht anders aus."
"Der Ausflug auf den Weltmarkt ist für Sachsen beendet!" Ingrid Mattern, Finanzexpertin der Linken: „Der Größenwahn bei der SLB und im Finanzministerium ist bis heute nicht abgestellt." Die Linke fordert weiterhin den Rücktritt von Minister Metz und Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU).
Dazu Karl Nolle: „Der Rücktritt eines Ministers oder eines Ministerpräsidenten ist eine Frage der Ehre und Moral. Entweder die hat man, oder die hat man eben nicht."
Laut Nolle soll LBBW-Vorstands-Chef Siegfried Jaschinski erklärt haben, er wolle aus der SLB jetzt „eine richtige Bank machen, die Kunden hat".
Jens Jungmann