Dresdner Morgenpost, 30.08.2007
Blanker Hohn
Kommentar von Jens Jungmann
Nein, Verantwortung für den Crash der Landesbank will niemand übernehmen. Ministerpräsident Georg Milbradt -als Architekt der SLB und des sächsischen Finanzsystems - hat bereits abgewunken: Ihn träfe keine Schuld.
Auch Finanzminister Horst Metz denkt nicht an einen Rücktritt. Im Gegenteil:. Den Totalverlust der eigenen Bankverkauft er als Erfolg: Es hätte ja eigentlich alles noch viel schlimmer kommen können!
Dabei verkennt Metz, dass er es war, der noch vor wenigen Tagen verkündet hat, dass die SLB sicher sei. Offenbar ist er in seiner Funktion als Minister und Verwaltungsrat der SLB schlichtweg überfordert, sonst hätte er eher die Reißleine gezogen.
Dass Horst Metz die Übergabe der SLB an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als „Fusion" verkaufen will, ist blanker Hohn: Beide Landesbanken fusionierten nicht etwa, die SLB wurde schlichtweg geschluckt!
Und wenn Metz allen Ernstes davon spricht, dass Sachsen jetzt ein viel größeres Geldinstitut gehört, dann verkennt er neuerlich die Tatsachen. Denn der SLB-Anteil an der LBBW beträgt gerade einmal lächerliche drei Prozent!
Allein dass der Minister dem Finanzaus- schuss erst nach langer Debatte die Kaufverträge als „Geheime Verschlusssache" vorlegen ließ, zeigt, dass offenbar noch viel Zündstoff in der SLB-Krise steckt. Auch die lückenhafte Beantwortung der über 100 Fragen der Opposition belegt, dass Minister Metz nicht für eine offene Aufarbeitung des Crashs steht.
Auf den Landtagsfluren laufen die Wetten, wie lange der Minister noch im Amt ist. Maßgeblich wird sein Auftritt morgen bei der Sondersitzung des Landtages: Wenn er dort nicht überzeugend die Gründe für den „Verkauf" der SLB hinter dem Rücken des Landtages erklären kann, wäre sein Rücktritt unausweichlich.