Sächsische Zeitung, 31.08.2007
Sachsen-LB: Alle Vorstände sind weg
Nur der Vorsitzende ist noch kurz im Amt, wenn die Landesbank heute ihre Halbjahreszahlen vorlegt.
Dresden/Leipzig. Heute kommt die vorerst letzte gute Nachricht von der Landesbank Sachsen (Sachsen-LB): In einer eher lustlos formulierten, dürftigen Mitteilung wird sie über ihr Halbjahres-Ergebnis berichten. Das wird positiv ausfallen, denn es ist vor der Krise erwirtschaftet worden. Und die Sachsen-LB-Tochter in Dublin dürfte dabei wieder mal das beste Resultat aller Konzerntöchter abliefern.
Dennoch: Die lange Zeit erfolgreichen, aber eben auch riskanten Spekulationen der Dubliner haben den Vorstand der Sachsen-LB überfordert. Als der Markt für die in Irland entwickelten Produkte kollabierte, brach die oberflächlich heile Welt zusammen. Sage und schreibe 17 Milliarden Euro mussten sie von anderen Landesbanken erbetteln, um ihre Bank flüssig zu halten – wie die SZ erfuhr, zu ziemlich deftigen Konditionen: Der Zinssatz soll 7,5 Prozent betragen, drei Prozent Risikoaufschlag inklusive. Eine teure Hilfe unter Brüdern – die dennoch nicht ausreichte. Vollkommen überfordert und dem Zusammenbruch nahe musste Kapitalmarkt-Vorstand Stefan Leusder Mitte voriger Woche eingestehen, dass die Sachsen-LB durch ein Spekulationsgeschäft mit der Londoner Hedgefonds-Gesellschaft Synapse Investment Ltd. 250 Millionen verloren hatte. Diese Lücke zu stopfen, war nur noch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bereit; sie diktierte fortan die Bedingungen des Notverkaufs.
Leusder nahm sofort seinen Hut, gestern folgte der Rest des Vorstands: Vorsitzender Herbert Süß geht Mitte September, seine Kollegen Yvette Bellavite-Hövermann und Werner Eckert sind schon heute nicht mehr an Bord. Süß’ Nachfolger wird der Vorstandschef der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Joachim Hoof. Er wird künftig die Geschäfte gemeinsam mit Wolf-Dieter Ihle von der LBBW führen.
„Die Abberufung der Vorstände ist kein Befreiungsschlag für die Staatsregierung“, kommentierte prompt die FDP-Fraktion die Entscheidung. Finanzminister Horst Metz (CDU) stehe ebenfalls in der Verantwortung. Der wies gestern Berichte zurück, nach denen er als Verwaltungsratschef zusammen mit dem Vorstand den anderen Mitgliedern des Aufsichtsorgans absichtlich brisante Informationen etwa über ein kritisches Gutachten der Finanzaufsicht vorenthalten haben sollen. Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) hingegen betonte, Metz habe ihn und die anderen Verwaltungsräte „ewig“ auf den Sonderprüfbericht warten lassen. In dem Papier warf die Finanzaufsicht der Bank vor, ihre Geschäfte in Dublin seien zu wenig durchschaubar und kaum kontrolliert.
Von Ulrich Wolf